IVO: Presse

Jahresmitgliederversammlung in der Jugendbildungsstätte Kloster Höchst

Wirtschaftliche Lage in unsicheren Zeiten
Jahresmitgliederversammlung in der Jugendbildungsstätte Kloster Höchst

Am 16. März 2024 fand die Jahresmitgliederversammlung der Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) in Räumlichkeiten der Jugendbildungsstätte Kloster Höchst statt. Traditionell gehören die Bestandsaufnahme und eine Einschätzung zur Lage der deutschen und der Odenwälder Wirtschaft zu den wichtigsten Themen. Als erfahrener Managementberater mit Schwerpunkt Unternehmermarken ist der Vorsitzende Rudolf Burjanko (Erbach) bundesweit unterwegs und weiß aus erster Hand, was Firmenlenker in unterschiedlichen Branchen derzeit umtreibt. Woran es besonders hakt, spiegelt auch die Situation und Stimmung im Mikrokosmos Odenwald ab. Die IVO ist ein vor mehr als 70 Jahren gegründeter Verein mit inzwischen mehr als 160 Mitgliedsunternehmen, darunter etliche aus den Nachbarlandkreisen, der als Interessenvertretung branchenübergreifend einen Großteil der Odenwälder Wirtschaft abbildet. An der Versammlung am Dienstag war rund ein Drittel der Mitgliedsunternehmen vertreten. Sie fand in der Jugendbildungsstätte statt. Die Geschäftsführerin vom Kloster Höchst, Annette Frenz, stellte im Anschluss an die Versammlung diese Einrichtung der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau in einem Rundgang näher vor.

Die IVO lebt von der Vernetzung und dem Austausch untereinander. Nach außen hin sind es die gewachsenen Kontakte zu anderen Unternehmerverbänden, zur IHK Darmstadt und zu den weiterführenden Schulen im Kreisgebiet sowie zur politischen Führung im Landkreis und dessen Wirtschaftsförderung, der Odenwald-Regionalgesellschaft (OREG) mbH. Zu den Gästen zählten Landrat Frank Matiaske, OREG-Geschäftsführer Marius Schwabe und IHK-Geschäftsbereichsleiter Dr. Daniel Theobald.

„Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern sich fast täglich, ob in Berlin initiiert, durch die weltpolitische Lage insgesamt, Krisenherde oder nicht einschätzbare Risiken der Weltwirtschaft. Unsicherheit und Vertrauensschwund machen sicher immer mehr breit“, beschrieb Burjanko die allgemeine Lage. Auf den Industriestandort Odenwald bezogen, wirke sich dies bei einigen Mitgliedsbetrieben bereits auf die Auftragsbücher aus. „Kein roter Alarm, gelb schon“, wurde Burjanko deutlicher. Im zurückliegenden Jahr durfte die Lage noch als „verhalten optimistisch“ interpretiert werden.

Darin seien IVO und die genannten Netzwerkpartner sich einig: Unter den bekannten Faktoren bereite der Fachkräftemangel die größten Sorgen. „Zwei von drei Firmen sehen das als größtes Risiko für Wachstumsinitiativen“, zeichnete Burjanko ein eingetrübtes Bild, das sich mit dem anstehenden Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge weiter verdunkle. Seine Botschaft: Ohne Zuwanderung werde es nicht gehen, was im Übrigen auch auf andere europäische Länder zutreffe. Im Konkurrenzkampf zeichne es sich ab: „Die Attraktivität von Deutschland schwindet“. Auf Platz zwei behaupteten sich die „Bürokratiemonster“. Als jüngste Beispiele zählte er das Lieferkettengesetz und die anstehende Umsetzung der EU-Nachhaltigkeitsverordnungen auf. Klare Worte: „Insbesondere kleinere und mittleren Firmen ersticken an der Bürokratie, die trotz vieler Ankündigungen nicht gestutzt wird.“ Zum Dritten benannte der Vorsitzende die im internationalen Vergleich enorm hohen Energiekosten. Hinzu komme, medial kaum sichtbar, eine schleichende Entwicklung von großer Gefahr. Damit kam Burjanko auf den „massiven Kapitalabfluss aus Deutschland seit Bestehen der Bundesrepublik“ zu sprechen. Im Gegensatz dazu wäre es notwendig, ausländisches Kapital anzulocken, „um die Transformation der Gesellschaft zu ermöglichen“. Die Aufforderung an die politischen Entscheidungsträger fiel deutlich aus: „Wir als IVO fordern daher entsprechende Maßnahmen zur Gegensteuerung, um die Wettbewerbsfähig von Unternehmen nicht noch mehr zu demontieren.“

An positiven Nachrichten in Bezug auf den Fachkräftemangel führte Burjanko das Engagement der IVO auf diesen Feldern auf: bei der unlängst verlängerten Strategievereinbarung Olov, einem Netzwerk für Maßnahmen zum Übergang von Schule in Beruf sowie durch den Odenwälder Studien- und Berufsinformationstag mit rund 400 angehenden Abiturienten. Lobende Worte richtete er an das Landratsamt: Die Anregung von Mitgliedsunternehmen, in der Ausländerbehörde einen direkten Ansprechpartner zu Fragen für die Einstellung von Fachkräften aus Drittstaaten zu benennen, stehe vor der Umsetzung. Diese Aufgabe werde vom Wirtschafts-Service der OREG übernommen. Ebenfalls zu begrüßen seien der Aufbau eines Bildungsmonitorings sowie die Sanierung und Neubauten von Schulen durch den Odenwaldkreis.

Zu den Regularien: Für seine Tätigkeit im zurückliegenden Geschäftsjahr erteilte die Versammlung dem Vorstand einstimmig Entlastung. Für die Finanzführung zeichnet der stellvertretende Vorsitzende Heinz-Peter Aulbach (Erbach) verantwortlich. Sein geprüfter Kassenbericht wies einen Überschuss von rund 5.000 Euro aus. Einnahmen von 18.000 Euro aus Mitgliedsbeiträgen stünden Ausgaben von 13.000 Euro gegenüber. Die Versammlung stimmte auch dem Vorschlag des Vorstands zu, zwei fachkundige Vertreter ihres Stands als beratendes Mitglied ohne Stimmrecht in den Vorstand aufzunehmen. Bei diesem als „Kooptation neuer Vorstandsmitglieder“ bezeichneten Tagesordnungspunkt wurden der Schulleiter des Beruflichen Schulzentrums in Michelstadt, Wilfried Schulz, und Tobias Flick vorgestellt. Flick ist Partner der Kanzlei von Steuerberatern und Rechtsanwälten Baumann & Baumann in Michelstadt mit dem Schwerpunkt Gewerbekunden.

Bildunterschrift:

(Von links) Rudolf Burjanko begrüßt Wilfried Schulz und Tobias Flick als kooptierende Mitglieder des Vorstands. Foto: Manfred Giebenhain

 


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Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 20.03.2024

Leo Martin ist „Experte der verdeckten Operation“

Wenn ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter die Bühne betritt, richten sich in dem abgedunkelten Raum alle Augen auf den Mann, der kurz darauf vor einer in strahlendem Grün reflektierten Leinwand gleich drei Mal erscheint. Leo Martin ist Kriminalwissenschaftler und versteht es, sich und sein Thema so mit moderner Technik in Szene zu setzen, dass bereits der erste Moment seines Auftritts etwas Geheimnisvolles vermittelt. Auch die animierten Hologrammbilder, die am 24. Januar 2024 in der vollbesetzten Werner-Borchers-Halle in Erbach anschließend dreidimensional in der Luft zwischen dem Referenten und dem Publikum schwebten, gehören zum festen Programm dieses Mannes. Zehn Jahre liegt es bereits zurück, dass er für einen großen deutschen Geheimdienst in der Bekämpfung der organisierten Kriminalität gearbeitet hat.

Auch die Gastgeber dieses als Jahresauftaktveranstaltung überschriebenen Vortrags, die Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) und die Volksbank Odenwald, verstanden es, bereits bei der Begrüßung Spannung aufzubauen. Zum Einstieg ertönte über die Lautsprecher der bekannte Soundtrack der James-Bond-Filme. Geboten wurden aber keine Kriminalgeschichten, sondern die Wirkung der „Geheimwaffen der Kommunikation: Sanfte Strategien mit durchschlagender Wirkung“, so der Titel der Einladung. Den über 320 geladenen Gästen aus der Odenwälder Wirtschaft und dem öffentlichen Leben gab Burjanko mit auf den Weg: „Nutzen Sie diesen Abend für ihren Erkenntnisgewinn, wie man bei Mitarbeitern und in der Geschäftswelt Vertrauen aufbaut.“

Wie dies funktioniert, brachte der gefragte Coach und Referent auf eine scheinbar einfache Formel, die nach einer guten Stunde in grünleuchtenden Buchstaben den bis dahin verlaufenden Abend so zusammenfasste: „Vertrauen = Sicherheit und Anerkennung“. Dazu konfrontierte dieser „Experte der verdeckten Operation“ (Ralf Magerkurth, Vorstandsvorsitzender der Vereinigte Volksbank Raiffeisenbank eG) sein Publikum zu Beginn mit einfachen Fragen und Aufforderungen, um deutlich zu machen: „Wir folgen immer den gleichen Mustern“; ob beim Hände falten oder Arme verschränken. Sich diesen bewusst zu werden und es einmal anders auszuprobieren, treffe natürlich auch auf andere Formen der Kommunikation zu. „Die geheimen Muster der Sprache“ lautet einer der Buchtitel des Bestseller-Autoren Martin, der als Trainer und Referent ein gefragter Mann ist. Die Volksbank verloste an diesem Abend hundert Exemplare dieses Taschenbuchs, das Martin zusammen mit dem Sprachprofiler Patrick Rottler geschrieben hat.  

Anschaulich demonstrierte „der deutsche 007“, wie er sich selbst gerne bezeichnet, wie bereits im Kleinsten professionelle Menschenkenntnis und Techniken der Kommunikation funktionieren. Wer von den vier auf die Bühne gebetenen Gäste hat beim verdeckten Ziehen die schwarze Kugel in der verschlossenen Hand; wer eine von den drei weißen? In seinem interaktiven Erlebnisvortrag demonstrierte Martin, wie Vertrauen aufgebaut, ein Klima der offenen Kommunikation hergestellt wird und wie Reaktionen des Gegenübers gedeutet werden. In Fachkreisen ist die Rede von Ideomotorik, die die Zusammenhänge von unwillkürlichen Bewegungen mit Affekten oder Emotionen erforscht und erklärt.

Der in betont lässiger Kleidung auftretende Kriminalist gab seinen Zuschauern mit auf den Weg, auch darauf zu achten, mit welcher Ausstrahlung und Überzeugung Menschen miteinander in Kommunikation treten. An Firmenchefs und Vorgesetzte richtete er diese Botschaft: Der Erfolg stelle sich dann ein, wenn Entscheidungen, die Menschen nicht gleich verstehen, mitgetragen werden. „Wenn Vertrauen da ist, werden sie folgen“. Dies treffe insbesondere auf Situationen zu, in denen kontrovers diskutiert und kommuniziert werde oder in Konfliktsituationen. Anhand mehrerer Beispiele, so aus dem Bereich der Reklamation, demonstrierte Martin, dass Verständnis für Beschwerden zeigen nicht damit einher gehen müsse, dem Gegenüber recht zu geben. Eine klare Position, auch und gerade in Druck- oder Stresssituationen, schaffe mehr Sicherheit und Vertrauen untereinander als ungewolltes Einlenken. Sein Rat: Im ersten Schritt die Probleme erkennen und eine Beschwerde nachvollziehbar erfassen. Danach folge, Verständnis zu signalisieren, ohne zu werten. Kommunikation gelinge dann, wenn im nächsten Schritt das ehrliche Angebot folge, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Bildunterschrift:

(Von links) Rudolf Burjanko (IVO) und Ralf Magerkurth (Volksbank Odenwald) beglückwünschen Leo Martin (Mitte) zu seinem gelungenen Vortrag.


Pressemeldung
Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 08.02.2024

IVO Businesstreff und ganztägiger Workshop zum Thema Künstliche Intelligenz

Ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) etwas für den mittelständischen Unternehmer? Bereits das große Interesse am Impulsvortrag, zu dem die Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) für den 16. November 2023 eingeladen hatte, beantwortet diese Frage eindeutig. Die zur Verfügung stehenden Plätze waren ebenso rasch vergeben wie die 24 weiteren beim Workshop, der am Tag darauf in Schulungsräumen am Breuberger Standort von Pirelli Deutschland stattgefunden hat.

Beim Vortrag im Multifunktionsraum des neuen Stadtmuseums von Michelstadt gaben die beiden Referenten eine Einführung und stellten Anwendungsfelder und potenzielle Hürden der Künstlichen Intelligenz vor. Bereits rein organisatorisch hatte auch die gastgebende IVO Neuland betreten. Zum ersten Mal wurde der bewährte Businesstreff zu einem aktuellen Thema mit einem Fortbildungsangebot verbunden. „Vorneweg starteten wir am Donnerstag mit dem neuen Format Unternehmer-Speed-Dating, damit Mitglieder im IVO-Netzwerk sich besser bekannt machen und vernetzen können“, fügte IVO-Vorsitzender Rudolf Burjanko (Erbach) einen dritten Programmpunkt hinzu. Beim ganztägigen Workshop schlüpften die Unternehmer aus der Region in verteilte Rollen, orientiert an unterschiedlichen Funktionen und Abteilungen eines Betriebs. Das Planspiel hatte zum Ziel, in dieser fiktiven Firma bis in kleine Details hinein die Einführung von KI-Technologien praxisnah zu diskutieren und auf den Weg zu bringen.

Angeleitet wurde der Prozess von zwei jungen Köpfen, die als KI-Strategen im Auftrag des Münchner Unternehmens appliedKI von der IVO für den Vortrag wie für den Workshop verpflichtet wurden. Beim Vortrag am Donnerstag machten Leonie Konzelmann und Dr. Johannes Schrumpf deutlich, dass die Implementierung von Künstlicher Intelligenz für alle Sparten in der Wirtschaft infrage komme, wobei die IVO ihren Schwerpunkt auf das produzierende Gewerbe legte, wie es im Odenwaldkreis verhältnismäßig häufig vertreten ist. Schrumpf stellte einen Vergleich mit dem menschlichen Gehirn her, das seine Leistungsfähigkeit erst am Input von zur Verfügung gestellten Informationen unter Beweis stellen könne. Nicht anders funktioniere auf den ersten Blick das Maschinelle Lernen, womit er bereits bei einer momentan noch besonders ausgeprägten Schwachstelle angekommen war. Auch „künstliche Neuronen“ entfalteten ihre Qualitäten abhängig vom zur Verfügung stehenden Datenmaterial. Verwertbare Ergebnisse verglich er mit der Menge an geeigneten Legobausteinen, um in der Summe etwas Neues kreieren zu können.

Wer hat es nicht schon einmal versucht oder ist inzwischen regelmäßig dazu übergegangen, über ChatGTP einen Werbetext, eine Produktbeschreibung oder ähnliche Texte erstellen zu lassen? Je weniger Informationen dem Chat-Bot zur Verfügung stehen, desto geringer fällt die Qualität des Ergebnisses aus. Doch der Chat-Bot lernt aus der Unterhaltung. Je intensiver der Austausch und der Informationsfluss stattfindet, desto umfassender werden die künstlichen neuronalen Netze gesponnen. „Noch sind wir nicht an dem Punkt, wo KI ganze Arbeitsschritte verlässlich übernehmen können, ohne dass es erforderlich ist, diese zu kontrollieren“, räumte der Fachmann ein. Doch der Weg dahin sei unaufhaltsam und werde Unternehmen langfristig Kosten sparen und Prozesse beschleunigen. Zu Beginn gelte es, Geld dafür in die Hand zu nehmen, um die Möglichkeiten auszuloten, wo und wie KI im Unternehmen zum Einsatz kommen kann.

Ohne externe Begleitung seien die meisten Unternehmer damit überfordert, merkten die Referenten im weiteren Verlauf des Vortrags wiederholt an. Ein ebenfalls erfolgversprechender Weg sei die von der IVO gewählte Form, auf regionaler Ebene in Austausch untereinander zu treten und ein Netzwerk zu bilden. Worauf es betriebsintern ankomme, spielte beim Workshop eine wichtige Rolle. Konzelmann verwies auf die sozialen, ethischen und zusätzlich rechtlichen Faktoren. Ängste, Vorurteile und Hürden könnten nur abgebaut werden, wenn die Mitarbeitenden von Beginn an in die Prozesse eingebunden seien und Mitbestimmungs- und Datenschutzrechte beachtet würden.

„Denn KI könnte das Potenzial haben, gerade in einer ländlichen Region wie dem Odenwaldkreis, auch und gerade mit einem hohen Anteil an produzierenden und wissensbasierten Unternehmen, Wettbewerbsvorteile aufzubauen und die Arbeitsproduktivität trotz Fachkräftemangel zu erhöhen.“, resümierte Burjanko. Auch sei die Resonanz auf den Vortrag und die Weiterbildung positiv ausgefallen. Stellvertretend dafür hat Geschäftsführer Stefan Hotz von Hotz Dialogmarketing (Michelstadt) in einem Chat-Beitrag sich so geäußert: „Das Highlight des Workshops war die praxisnahe Herangehensweise. Dieser Ansatz bot nicht nur neue Perspektiven, sondern bereitete die Teilnehmenden optimal darauf vor, die gewonnenen Erkenntnisse direkt in ihren Unternehmen anzuwenden.“ „KI ist machbar“, habe ein anderer Teilnehmer mit wenigen Worten die Stimmung zusammengefasst, so Burjanko auf Nachfrage. In einigen Odenwälder Unternehmen hätten sich bereits intern Arbeitsgruppen gebildet, um sich dem Thema anzunehmen.

Auf dem Bild oben von links: Die Referenten des Abends Dr. Johannes Schrumpf und Leonie Konzelmann vom Beratungsunternehmen appliedKI im Gespräch mit den Mitgliedern des IVO-Vorstands Claus Lau, Rudolf Burjanko und Heinz-Peter Aulbach.


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Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 17.11.2023

19. OSBIT am Beruflichen Schulzentrum in Michelstadt ein voller Erfolg

Am 8. November 2023 fand am Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis (BSO) der 19. Odenwälder Studien- und Informationstag (OSBIT) statt. Im Mittelpunkt der im Jahresrhythmus ausgerichteten Großveranstaltung steht die Frage: Was kommt nach dem Abitur? Längst nicht jede Schülerin und jeder Schüler, die auf den begehrten Schulabschluss hinarbeiten, wissen, wohin die berufliche Reise gehen soll. Mit dem attraktiv erscheinenden Studienplatz an einer Universität in der Großstadt konkurrieren immer mehr Angebote von Unternehmen aus der Region, die den direkten Kontakt zu potenziellen Nachwuchskräften suchen. Als eine bewährte Plattform des unmittelbaren aufeinander Zugehens und in dieser Dimension einmalig ist der Odenwälder Studien- und Informationstag. In Federführung der Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) fand die Großveranstaltung in diesem Jahr am Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis (BSO) statt. Schulleiter Wilfried Schulz und IVO-Vorsitzender Rudolf Burjanko begrüßten in einer kurzen Durchsage über Lautsprecher die rund 360 angehenden Gymnasiasten der Q1-Jahrgangsstufen aus allen vier gymnasialen Oberstufen an Odenwälder Schulen, die an ihren Heimatschulen auf diesen Tag hin vorbereitet wurden. Dem jährlichen Wechsel folgend wird im nächsten Jahr wieder das Gymnasium als Gastgeber auftreten, wenn mit dem 20. Osbit ein Jubiläum begangen wird.

Insgesamt 75 Vorträge wurden von der Frühe bis in die Nachmittagsstunden hinein angeboten. Verteilt auf 18 Klassenräume stellten große Unternehmen aus der Region wie die Volksbank Odenwald, der international agierende Maschinenbauer Erbatech, der Reifenkonzern Pirelli Deutschland ebenso wie etliche mittelständische Unternehmen sowie Vertreter von staatlichen Arbeitgebern ihre Ausbildungsangebote und Dualen Studiengänge vor. Die Bundesagentur für Arbeit war mit einer Bandbreite vertreten, die von medizinischen Berufen bis zu den Ingenieurwissenschaften reichte. Wie wichtig „Bildung, Ausbildung oder Studium und ein attraktives Arbeitsplatzangebot“ für Berufseinsteiger und darüber hinaus für die Entwicklung der Region ist, betonte Burjanko: „Es ist der Humus, auf dem Wirtschaft und Wohlstand der Gesellschaft aufbauen und wachsen.“

Das fruchtbare Zusammenspiel aller Kräfte habe den Osbit zu einem bewährten Instrument herausgebildet, das in gebündelter Form ein breites Spektrum an Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten abbilde. Die Odenwälder Wirtschaft unterstreiche mit ihrem attraktiven Arbeitsplatzangebot ihren Anspruch, junge Menschen an die Region zu binden und darüber den Fachkräftebedarf von morgen sichern zu helfen. Besonderen Dank zollten die IVO, vertreten durch Burjanko und seinen Stellvertreter Heinz-Peter Aulbach, sowie Schulleiter Schulz und der Oberstufenleiter am Gymnasium, Michael Kinstler, Gabriele Kleen von Pirelli. Monatelange Vorbereitungen gehen dieser Großveranstaltung voraus, die zuletzt von ihr geleistet wurden. Nach fünf aufeinanderfolgenden Studientagen bedankten die Ausrichter sich bei ihr mit einem Geschenk und einem Blumenstrauß für die organisatorischen Leistungen. Sie übergab die Verantwortung an ihre Nachfolgerin Dr. Silvia Lau, die bereits in diesem Jahr eingearbeitet wurde. Zum Abschied betonte Kleen: „Die Osbit ist eine hervorragende Gelegenheit, Schule und Wirtschaft zusammenzubringen und Weichen für die Zukunft zu stellen.“

Wie dies geschehen kann, verriet ein Blick in die Klassenräume. Geschäftsführer Alexander Beck vom Oberzenter Unternehmen b+b Automations- und Steuerungstechnik GmbH stellte zusammen mit seinen Mitarbeitern, dem Leiter der Konstruktion Simon Maurer, sowie der Leiterin im Personalwesen das Unternehmen vor. Charlotte Gebhardt umriss die Anforderungen des Internationalen Studiums in Betriebswirtschaftslehre: „Von besonderer Bedeutung sind auch Eigeninitiative und Teamfähigkeit.“ Die Volksbank ging mit einem jungen Team auf ihren potenziellen Nachwuchs zu. Jenny Kretschmar und Ben König sind noch in der Ausbildung zum Bankkaufmann beziehungsweise im Dualen Studium. Die Teilnehmer riefen über einen QR-Code Informationen zum Geldinstitut auf, um sich über ein Quiz mit diesem vertraut zu machen. Wer sich seine Zukunft an einem Bankschalter vorstellen kann, erfuhr auch, dass zu einem gepflegten Auftritt keine Krawatte zwingend dazugehört.

Das Erbacher Unternehmen Erbatech bildet junge Menschen zum Elektroniker für Automatisierungstechnik aus und bietet ein Duales Studium in Maschinenbau und Elektrotechnik an, erklärte der Leiter der Konstruktion, Christian Sennert. Besonders aktiv und erfolgreich sei das Spezialunternehmen auch in der Akquise von Fachkräften aus dem Ausland, ergänzte Fernanda von Christen von der Geschäftsleitung. Daran interessiert zeigten sich der 18 Jahre alte Simon aus Michelstadt ebenso wie der 17-jährige Wolf Noah aus Birkert. „Mit der Schule haben wir uns die Firma bereits angesehen“, begründete Linus (18) aus Michelstadt seine Entscheidung, sich bei der großen Auswahl unter den Vorträgen jetzt näher informieren zu wollen. Der 15 Jahre alte Alioglu aus Höchst kann es sich sogar vorstellen, in dieser Branche ein eigenes Unternehmen zu gründen.

 

Bildunterschrift:
Von links: Michael Kinstler (Gymnasium Michelstadt), Rudolf Burjanko sowie Heinz-Peter Aulbach (beide IVO-Vorstand) und Wilfried Schulz (BSO Michelstadt) bedanken sich bei Gabriele Kleen für ihre hervorragende Organisation des OSBIT.

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Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 08.11.2023

Generationenforscher Rüdiger Maas spricht auf Einladung der IVO

Generationenforscher Rüdiger Maas spricht auf Einladung der IVO

Erbach. Ein Großteil der sogenannten Generation Z ist auf dem Arbeitsmarkt angekommen. Gemeint sind damit die Jahrgänge 1995 bis 2010; die ersten jungen Menschen, die von Geburt an mit der digitalen Welt in Berührung gekommen sind. Das ist längst nicht alles, wovon Generation Z sich von vorausgegangenen Generationen unterscheidet, sagt der Generationenforscher Rüdiger Maas. Maas ist von Haus aus Psychologe und, nicht zuletzt dank etlicher Bestseller auf dem Buchmarkt, ein gefragter Referent, so zuletzt am Donnerstag auf Einladung der Industrievereinigung Odenwaldkreis. Nicht nur die digitale Präsenz hat ein bis dahin nicht gekanntes Generationenverhalten begünstigt, sagt er, dafür verantwortlich sei auch ein anderes Eltern- und Erziehungsverständnis.

Maas gründete das Institut für Generationenforschung und berät Unternehmen, Institutionen und Hochschulen im Umgang mit den verschiedenen Generationen. Was sein Team und ihn umtreibt, sind eindeutige Entwicklungen, die mit Blick auf die nächste Generation nichts Gutes ahnen lassen. Für die rund 100 Gäste, darunter überwiegend Vertreter aus der heimischen Wirtschaft, nahm der spezialisierte Unternehmensberater zu Beginn seines Vortrags im Festsaal des Volksbank Atriums (Haus der Energie) zunächst das Verhalten am Arbeitsplatz unter die Lupe. Dies falle bereits hierdurch auf: Wenn junge Bewerber unentschuldigt Vorstellungstermine verstreichen ließen oder sich schon nach wenigen Monaten aus dem Staub machten, habe dies in den meisten Fällen nichts mit dem Arbeitgeber zu tun. „Sie können sich ihren Arbeitsplatz aussuchen“, außerdem seien sie es gewohnt, aus einer großen Auswahl wählen und stets nach etwas Besserem Ausschau halten zu können. „Verbindlichkeit wäre ineffizient“, so Maas.

Wie in der digitalen Welt: Eine unüberschaubare Auswahl und stets das Bedürfnis nach etwas Neuem. Begünstigt werde dies durch das zahlenmäßige Missverhältnis: Mit 12,2 Prozent an der Gesamtbevölkerung sei die Generation Z die kleinste Gruppe. Ihr gegenüber stehe der größte Fachkräftemangel seit drei Generationen. Generation Y (1980 – 1994) kommt auf 15,1 und Generation X (1965 – 1979) auf 16,8 Prozent. Und Kindheit in den 60ern, 70ern und 80ern bedeutete nicht, mit dem Elterntaxi zum Kindergarten gefahren und digital jederzeit erreichbar gewesen zu sein. Gefragt waren Spielplätze, die heute verboten wären, Subkulturen, Partys und Musik, von denen die Eltern nichts wissen durften und niemand wäre, wie heute, auf die Idee gekommen, Mutter zum Konzert mitzunehmen.

„Damals strebten alle an die Ränder und distanzierte sich von den Eltern, heute will jeder mittendrin sein und möglichst viele Follower haben“, so Maas. Für die Generation Z sei Familie doppelt so wichtig wie noch für Generation Y und bei der Arbeitsplatzwahl seien nicht Einkommen und Karrierechancen, sondern möglichst verlässliche Arbeitszeiten und viel Freizeit ausschlaggebend. Das Verhalten führe nicht nur zu Irritationen bei den älteren Generationen, sondern werfe auch Fragen nach Belastbarkeit und Kommunikationsfähigkeit auf. „Wir stellen nicht erst seit Corona einen rasanten Anstieg an affektiven Störungen fest“, ging Maas auf die Folgen ein. Bis zu 72 Stunden in der Woche seien junge Menschen Untersuchungen nach während der Pandemie im Netz unterwegs gewesen. Die Folge seien Rückzugstendenzen aus der realen Welt, der gegenüber ein immer größeres Misstrauen festzustellen sei. In sogenannten Sozialen Netzwerken geschürt und gezielt befördert, verfestige sich ein Weltbild, das auf Vorurteilen und Distanz zu Unbekanntem aufbaue.

Generation Z folge dem Mainstream und orientiere sich am Lebensstil der Eltern, die ihrerseits mit ihrem „Helikopter-Verhalten“ (überwachen) und „Rasenmäher-Verhalten“ (vorsorglich Probleme aus dem Weg räumen) unbeabsichtigt die Resilienz ihrer Kinder gefährdeten. Im Gegensatz dazu „vernachlässigen Eltern ihre Kinder enorm in der digitalen Welt“, mahnte Maas zu mehr Verantwortungsbewusstsein. Mit all dem sei die junge Generation nicht nur überfordert, sondern auch nicht glücklich, schloss der Referent den Kreis, um wieder in der Arbeitswelt anzukommen. Publikumsfragen, die darauf abzielten, Wege zu erfahren, die Generation Z besser erreichen zu wollen, erhielten eine unerwartete Antwort. „Machen Sie sich nicht lächerlich mit hippen Podcasts, die Partystimmung am Arbeitsplatz suggerieren“, erteilte Maas Vorschlägen eine Abfuhr, sich in Sozialen Netzwerken solcherart als Arbeitgeber darzustellen.

Sein Tipp in die Runde lautete: „Was junge Menschen anspricht, ist in erster Linie ein angenehmes Arbeitsklima und das Gefühl wahrgenommen und anerkannt zu werden. Wählen Sie den analogen Weg, bieten das Gespräch und ein Praktikum an. Von Interesse ist zu erfahren, was wird am Arbeitsplatz geboten und was erwartet, wie arbeiten die Menschen zusammen und wie verhält sich der Chef.“

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Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 27.03.2023

Versammlung bestätigt Vereinsführung - Jenny Weissgerber neu im Vorstand

Versammlung bestätigt Vereinsführung - Jenny Weissgerber neu im Vorstand

Erbach. Verhalten optimistisch, aber deutlich erkennbar. So lässt sich die Stimmung in der Odenwälder Wirtschaft mit wenigen Worten beschreiben. Deutlich wurde dies auf der Mitgliederversammlung der Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO), die am Donnerstag im Volksbank Atrium am Haus der Energie stattgefunden hat. Der bereits vor über 70 Jahren in Vereinsform gegründete Unternehmerverband versteht sich als „Stimme der Odenwälder Wirtschaft“. Sie vereint die Arbeitgeber, die zusammen mehr als die Hälfte der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze im Kreisgebiet abbildet. Dem entsprechend wahrgenommen wird die Botschaft auch von Vertretern des öffentlichen Lebens, die vom Vorsitzenden Rudolf Burjanko (Erbach) zusätzlich zu den rund 70 erschienenen Mitgliedern als Gäste begrüßt wurden.

Traditionell bot die Veranstaltung, neben vorgegebenen Regularien wie dem Bericht des Vorstands und Wahlen, Raum für einen intensiven Austausch. Genutzt wurde dieser wieder, um Kontakte knüpfen und neue Mitglieder willkommen heißen können. Deren Zahl ist auf 160 Unternehmen angewachsen, darunter welche aus den Nachbarlandkreisen. Stellvertretend für das bewährte und eingespielte, ausschließlich ehrenamtlich in die Tat umgesetzte Engagement ging Burjanko auf den 18. Odenwälder Studien- und Berufsinformationstag vom November 2022 ein. Wieder konnten sich in Zusammenarbeit mit den Schulen rund 430 Schülerinnen und Schüler der Q1-Jahrgangsstufen von allen vier gymnasialen Oberstufen aus erster Hand in etwa 70 Vorträgen über Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten, Berufsfelder und Karrierewege informieren.

Inzwischen ist der Winter vorüber. Burjanko stellte seine positive Einschätzung zur Momentaufnahme an den Anfang: „Es ist keine Euphorie, aber durchaus eine erkennbar entspannte Stimmung zu spüren. Das war noch vor wenigen Monaten deutlich anders. Es ist eine Art lockeres Frühlingserwachen in der Stimmung erkennbar. Die apokalyptischen Reiter in den sozialen Medien, in der Presse und teilweise auch in der Politik mit ihren Manipulationsinteressen sind ad absurdum geführt worden.“ Die Lage sei besser als die Stimmung, denn: „Es gab keine Gasmangellage, eine globale Rezession ist ausgeblieben, Corona ist eingedämmt worden.“ Auch der Arbeitsmarkt ist relativ robust“, addierte Burjanko auf die Haben-Seite der Bilanz. Auf die Region bezogen sei auch im Odenwald „eine Art Aufbruchstimmung zu spüren“. Dies machte er an den „zahlreichen und sehr gut besuchten und Veranstaltungen und Wirtschaftsgipfeln“ fest, die sich als Impulsgeber bewährten. Dies traf auch auf den Fachvortrag des Generationenforschers Rüdiger Maas zu, der in einem zweiten, öffentlichen Teil der Veranstaltung im Festsaal vor rund 100 Zuhörern über die Generation Z referierte (siehe gesonderter Bericht).

Zur Soll-Seite der Bilanz: Keinesfalls möchte er „den Eindruck von Schönfärberei“ erwecken, so Burjanko, der die Folgen der hohen Energiekosten aufzeichnete: „Diese fressen die Margen auf und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit.“ Als weitere Belastung machte er die wachsende Bürokratie aus. „Die Wirtschaft wird mit einem Wust von Regularien angebremst. Die Klima-Agenda der EU speist einen Berg neuer Vorschriften, was Unternehmen zusätzliche und erhebliche Ressourcen kostet, personell und finanziell“, so seine Kritik. Auch führten komplexe Regelwerke wie das Lieferkettengesetz in der gesamten Wertschöpfungskette zu Belastungen, von denen auch kleine und mittelständische Unternehmen nicht verschont blieben, um hinzuzufügen: „Auch im Odenwald und gerade in letzter Zeit erhalten wir bei der IVO vermehrt Hilferufe wegen einer wachsenden bzw. ineffizienten Bürokratie.“ Mit dem Hinweis, „Themen transparent und offen anzugehen“ verband er die Forderung an die Kreisspitze und -politik, die Standortpolitik deutlicher auszurichten. Ferner dürfe der Arbeitsmarkt nicht zur Bremse der wirtschaftlichen Entwicklung werden. Burjanko bezifferte die Zahl der fehlenden Fachkräfte im Odenwald in den nächsten Jahren unter Berufung auf eine Studie des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur auf 4500 bis 5000.

Den Finanzbericht für das Geschäftsjahr 2022 stellte der stellvertretende Vorsitzende Heinz-Peter Aulbach (Erbach) vor. Dieser schließt mit einem Überschuss von rund 4000 Euro ab. Auf die Entlastung des Vorstands folgten die ebenfalls ohne Gegenstimmen vorgenommenen Neuwahlen von Vorstandsmitgliedern, deren dreijährige Amtsperiode zu Ende gegangen war. Im Amt bestätigt wurden die beiden Vorsitzenden sowie Jürgen Walther (Bad König). Zusätzlich berief die Versammlung die Unternehmensberaterin Jenny Weissgerber (Michelstadt) als weiteres Mitglied in den Vorstand. In einem weiteren Schritt bestätigten die Mitglieder mit einer Satzungsänderung die bereits erfolgte Verlegung der Geschäftsstelle von Bad König nach Michelstadt auch in Bezug auf den Sitz des Vereins.


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Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 27.03.2023

OREG-Wirtschaftsbeirat forciert Stärkung des Standorts in der dualen Ausbildung

Pläne des Hessischen Kultusministeriums zur Umstrukturierung des Berufsschulangebots hat den Wirtschaftsbeirat der Odenwald-Regionalgesellschaft mbH (Oreg) auf den Plan gerufen, den Schulterschluss mit den Odenwälder Landtagsabgeordneten zu suchen. „Die Region muss sich positionieren“, unterstrich in diesen Tagen bei der Unterzeichnung eines vorbereiteten Memorandums Schulleiter Wilfried Schulz die Bedeutung für den Odenwälder Standort, der aus der Neuaufstellung nicht als Verlierer hervorgehen dürfe. Die Sorge sei berechtigt, so der Vorsitzende des Beirats, Rudolf Burjanko, der zu dem Termin eingeladen hatte.

Denn: „Bisher wurden Ausbildungsberufe in der Beschulung stets nur aufgelöst und nach Darmstadt gegeben. Dies muss im Sinne der Stärkung unserer Region anders gelöst werden.“ Nun gehe es darum, Schwerpunkte zu setzen, begrüßte Schulz das Interesse und die zugesagte Unterstützung von Seiten der Wirtschaft und der Politik. Dem entsprechend deutlich und übereinstimmend fielen die persönlichen Statements von Landrat Frank Matiaske und den vier Landtagsabgeordneten aus, die neben Burjanko das vom Wirtschaftsbeirat beschlossene Memorandum mitunterzeichneten. Burjanko gehört dem Gremium in seiner Funktion als Vorsitzender der Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) an. Das Berufliche Schulzentrum Odenwaldkreis (BSO) in Michelstadt könne sich auf die uneingeschränkte und demonstrative Rückendeckung der Abgeordneten, dies unabhängig der parteipolitischen Zugehörigkeit, verlassen, stimmten Frank Diefenbach (Bündnis 90/Die Grünen), Sandra Funken (CDU), Rüdiger Holschuh (SPD) und Moritz Promny (FDP) überein.

In der Zielsetzung liegen Landesregierung und die Odenwälder Vertreter auf einer Linie. Die geplanten Veränderungen sollen vorrangig zur Stärkung der dualen Ausbildung erfolgen, die das Ministerium als „ein auf der ganzen Welt anerkanntes Erfolgsmodell“ bezeichnet. Ausgehend von weiter sinkenden Schülerzahlen verfolge die Landesregierung das Ziel, „den Fortbestand aller Ausbildungsberufe in Hessen (zu) sichern und auch weiterhin eine möglichst betriebsnahe Beschulung (zu) ermöglichen“, wird Kultusminister Professor Dr. Ralph Alexander Lorz (CDU) bei der Vorstellung des neuen Standortkonzepts im April 2021 zitiert. „Die zukunftsfähige Berufsschule“, so der Titel dieser schrittweise angegangenen Neuausrichtung der Berufsschulstandorte in Hessen, sei als Reaktion auf den Trend rückläufiger Auszubildendenzahlen zu verstehen. Abgeschlossen sein soll der Prozess im Jahr 2026.

Was die Verantwortlichen im Odenwaldkreis, nicht zuletzt aufgrund bereits gemachter Erfahrungen, kritisch stimmen lässt, sind bestimmte Vorgaben des Landes. Diese sehen vor, dass, „sollten aufgrund zurückgehender Schülerzahlen die Klassengröße so klein werden, dass ein qualitativ hochwertiger Unterricht nicht an allen Schulen gleichzeitig aufrechterhalten werden kann, eine Bündelung der Auszubildenden in regional gebündelten Fachklassen“ vorgenommen werde. Sich auf die Stärken konzentrieren und ansetzen wollen die Odenwälder daher an der Stelle, wo es aus Wiesbaden heißt: „Um sowohl die Berufsschulstandorte zu sichern als auch den ländlichen Raum, sollen die Schulen in den Regionen jeweils thematische Schwerpunkte entwickeln.“ Als solche definierte Schulz für das BSO die duale Ausbildung in den Bereichen Metall, Elektro, Holz und Kunststoffverarbeitung sowie Verwaltung und im Bereich Gesundheit und Sozialwesen. In diesem Zusammenhang werde es Gespräche mit der heimischen Wirtschaft geben müssen. In Zusammenarbeit von Wirtschaft, Oreg und BSO sei eine Ausbildungsinitiative gefragt, da „eine gemeinsame Beschulung von verschiedenen Metall- und Elektroberufen nach den Vorgaben des Hessischen Kultusministeriums zukünftig ab dem zweiten Ausbildungsjahr nur noch sehr begrenzt zulässig ist“, fordert der Wirtschaftsbeirat zum Handeln auf. Die Lösung könnte in Form einer Konzentration auf einzelne Kernberufe der Metall- und Elektroberufe liegen. Die OREG werde daher in nächster Zeit die Unternehmen hinsichtlich ihrer besonderen Qualifikationsbedarfe abfragen, „damit die Schule entsprechende Zusatzangebote im Wahlpflichtunterricht bedarfsgerecht ergänzen kann“, so Schulz. Nicht ohne Grund laute die vollständige Überschrift des mit sechs Unterschriften versehenen Papiers „Memorandum zur Sicherung des Fachkräftebedarfs und Weiterentwicklung der regionalen Strukturen durch Erhalt und Ausbau des Berufsschulstandorts am Beruflichen Schulzentrums Odenwaldkreis“.

Burjanko will das Papier „als wesentliche Voraussetzung für eine zukunftsfähige und gesunde Wirtschaftsstruktur in der Region“ verstanden wissen und Matiaske betonte, dass „auch der Odenwaldkreis in seinem Kreisentwicklungskonzept sich für den Erhalt und Ausbau der dualen Ausbildung am BSO“ stark mache, was ein breites Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten voraussetze. Zur Unterzeichnung waren neben den vier Landtagsabgeordneten Vertreter aus der Wirtschaft, des Handwerks und der beiden Geldinstitute eingeladen und gekommen. Das gastgebende Haus in Erbach war durch OREG-Geschäftsführer Marius Schwabe und den Vorstandsvorsitzenden der Energiegenossenschaft Odenwald eG, Christian Breunig, vertreten.

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Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 04.12.2022

Vortragsveranstaltung beleuchtet „Analogie von Berg und Beruf“

Was haben Berg und Beruf, vom Anfangsbuchstaben mal abgesehen, gemeinsam? Nicht der Berg ist es, den es zu bezwingen gelte, schickte der Extrembergsteiger Alexander Huber am Mittwoch (30.11.2022) in der vollbesetzten Werner-Borchers-Halle seinem Vortrag voraus. Gleich welche Höhe der Gigant vor ihm auch habe, stets gehe es darum, ehrfurchtsvoll zunächst davorzustehen und sich darauf zu konzentrieren, wie er am besten hinauf zum Gipfel steige und wieder heil herunterkomme. Dem Berg sei dies einerlei, zu bezwingen gelte es immer nur das „innere Ich“, wie der prominente Gast aus Traunstein in Oberbayern betonte. Damit war der temperamentvolle und lässig gekleidete Mann mit dem schwarzen Vollbart und mit den zum Zopf gebundenen Haaren beim Titel seines Vortrags angekommen, der „Analogie von Berg und Beruf“. Doch bevor er von seinen Abenteuern in den Bergen berichtete und das Publikum atemberaubende Aufnahmen von den steilsten Bergwänden der Welt zu sehen bekam, ergriff Karlheinz Ihrig von der gastgebenden Sparkasse Odenwaldkreis das Wort. Dem Vorsitzenden des Vorstands war die Freude anzusehen, nach längerer Pause an die Tradition der gemeinsam mit der Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) ausgerichteten Großveranstaltung anknüpfen zu dürfen.

Nach zuletzt 2018 hieß Ihrig wieder rund 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Interessenvertretungen, darunter auch aus der Rhein-Main-Metropole, willkommen. Dazwischen lag auch das Jahr 2021, in dem die Sparkasse Odenwaldkreis 175 Jahre alt wurde. Wie alle wissen: kein Jahr, in dem solche Anlässe gebührend gefeiert werden konnten. Also habe sein Haus einen anderen Weg gesucht und gefunden, um die Menschen in der Region an dem Ereignis teilhaben zu lassen. Ihrig brachte in Erinnerung, dass zum Jubiläum das Kreditinstitut mit der Finanzierung der Elternakademie am Erbacher Gesundheitszentrum der Region ein Geschenk unterbreitet habe, das auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Was die Sparkasse selbst betreffe, könne man trotz der Pandemie von einer „insgesamt erfreulichen Entwicklung“ sprechen. Am Beispiel des gut nachgefragten digitalen Beratungscenters habe der technische Fortschritt seinen Beitrag dazu geleistet. Für die IVO begrüßte der Vorsitzende Rudolf Burjanko mit dem Hinweis, dass diese im jährlichen Wechsel mit beiden Odenwälder Geldhäusern terminierte Vortragsveranstaltung mit einem prominenten Referenten zu den kulturellen Höhepunkten im Landkreis zähle.

Thomas und Alexander Huber nennen sich immer noch die „Huberbuam“, wie das Brüderduo in den Bergen und im ganzen Land sich einen Namen gemacht hat. Leidenschaftlich und authentisch erzählte der Referent aus seinem Leben, seiner Kindheit auf dem Bauernhof und wie sein Bruder und er auf den Geschmack gekommen sind, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Hierfür hat Alexander Huber sein 1997 erworbenes Diplom als Physiker zur Seite gelegt, um fortan als Berufsbergsteiger unterwegs zu sein. „Wichtig ist es im Leben, sein Talent zu finden und daraus das Beste zu machen. Wenn es aber nicht mit Begeisterung gelebt wird, nützt die beste Performance nichts, um alles herauszuholen was geht“, schickte er den spannenden Bildern und Erzählungen voraus, die seinen Bruder und ihn in schwindelerregenden Höhen, oft ohne Sicherung, zeigen. Was so leicht, auch aus nächster Nähe, aussieht, ist Schwerstarbeit: Hier muss jeder Handgriff und Fußtritt absolut sicher sitzen. Angetan hat es den Brüdern, die etwa 1000 Meter lange Kletterroute „The Nose“ am El Capitan im kalifornischen Yosemite-Tal, den die Huberbuam nach mehrmaligem Anlauf im Speed-Klettern verbesserten. Dies gelang ihnen gleich zwei Mal binnen vier Tagen hintereinander; zuletzt am 8. Oktober 2007 in zwei Stunden, 45 Minuten und 45 Sekunden. Es komme stets auf den Moment an, die Konzentration und die Begeisterung, denn jeder Rekord sei nichts von Dauer, so auch dieser, sagte der heute 54jährige staatlich geprüfte Berg- und Skiführer. Zur Analogie und Fragen, ob in solchen Momenten nicht auch Angst mit im Spiel sei: „Angst ist die wichtigste Überlebensversicherung am Berg wie im Leben“, richtete der Referent mit ernster Miene seinen Appell an die Besucher, Angst nicht als Bedrohung, sondern als instinktiven Wegbegleiter zu verstehen, um Belastungssituationen Stand halten zu können.

Im Leben wie am Berg lassen sich auch Rückschläge und Fehler nicht absolut vermeiden. Auch solche Szenen gehörten dazu, als sein Bruder aus 30 Metern abstürzte, bevor das sichere Seil ihn vor dem Tod bewahrte. Sorgfalt bedeute, so Huber, nicht nur mit absoluter Konzentration jeden Griff und jeden Schritt zu nehmen, sondern auch die verlässliche Funktion seiner Ausrüstung im Blick zu behalten. Ob am Berg, im Leben oder im Beruf: „Es ist mitunter gefährlich, mit fehlender Kompetenz unterwegs zu sein.“ Was nicht heißen solle, sich nichts Neues zuzutrauen. „Das Leben ist ein Wagnis“, so Hubers abschließende Botschaft. „Ohne Angst kein Mut und ohne Mut kein Vorwärtskommen, lassen Sie sich darauf ein.“

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Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 04.12.2022

430 angehende Gymnasiasten holen sich beim 18. OSBIT in Michelstadt wertvolle Tipps

Zahlen, von denen jede für etwas anderes steht, und die zusammengenommen für etwas ganz Großes, dies ist die Sache des Vorsitzenden der Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO), Rudolf Burjanko. Bei seinem jüngsten öffentlichen Auftreten war es die Zahlenkombination 430 – 73 – 50, die eine gewichtige Rolle spielen sollte. 430 angehende Gymnasiasten der Q1-Jahrgangsstufen aus allen vier gymnasialen Oberstufen an Odenwälder Schulen waren am 10. November 2022 nach Michelstadt gekommen, um aus einem reichhaltigen Angebot von 73 Referaten ihre Auswahl zu treffen. Bevor das Hauptprogramm beginnen konnte, strömten an diesem Morgen die jungen Menschen in den großen Saal der Odenwaldhalle, wo Burjanko und der Schulleiter des gastgebenden Gymnasiums, Richard Knapp, in einer kurzen Begrüßung den 18. Odenwälder Studien- und Berufsinformationstag (OSBIT) eröffneten.

Die dritte Zahl 50 stand für das große Interesse derjenigen, die in den Schülerinnen und Schülern potenzielle Mitarbeitende und Studierende von morgen sehen und sich ihretwegen vorbereitet haben. Mit 50 Referentinnen und Referenten knüpfte der diesjährige OSBIT an die Größenordnung der vorausgegangenen Jahre an, was auch auf die Schülerzahlen zugetroffen hat. „Sie können sich in 73 Vorträgen über Studienmöglichkeiten, Berufsfelder, Ausbildungsmöglichkeiten und Karrierewege informieren“, fasste Burjanko das eigentliche Anliegen dieser etwas anderen Art von Berufsinformationsmesse zusammen. Mit seinem ausdrücklichen Dank an die Organisatoren sowie Referentinnen und Referenten betonte er: „Der OSBIT in dieser Form ist für uns kein Lippenbekenntnis, sondern eine Herzensangelegenheit.“ Die Vorträge selbst fanden anschließend in Klassenräumen des benachbarten Gymnasiums statt und dauerten bis in die Nachmittagsstunden hinein.

Auf das in den zurückliegenden Jahren bei Eröffnung übliche Input-Referat wurde dieses Mal verzichtet und anstelle dessen kamen vier Studierende zu Wort. Gerade weil deren Wege nach dem Abitur sehr unterschiedlich verlaufen sind, zeichnete es sich in der kurzweiligen Podiumsdiskussion rasch ab, dass jeder der Diskutanten seinen eigenen Weg zum Erfolg gefunden hat. Durch die Talkrunde führte mit Catharina Bäcker ebenfalls eine ehemalige Schülerin. Sie studiert in Mainz Theaterwissenschaften und Germanistik und konnte ihr Können bereits als Preisträgerin des von der Sparkasse Odenwaldkreis ausgelobten Wettbewerbs „Realität und Vision“ unter Beweis stellen.

Zum Podium: Franziska Helmstetter hat beim Reifenhersteller Pirelli ein Duales Studium in Maschinenbau absolviert und ist nun in der Reifenentwicklung tätig. Den Weg in die Selbständigkeit hat Joel Barleben bereits während seiner Schulzeit gewagt und damit den Grundstein für seine unternehmerische Laufbahn gelegt. Zuerst Abitur, dann eine handwerkliche Ausbildung zum Schreiner und erst vor wenigen Monaten mit dem Meisterbrief in der Hand ist Lukas Scharkopf unterwegs. Gefallen an der Welt, in der es hoch hinausgeht, gefunden hat schließlich Kemal Civil. Gesagt, getan. Der junge Mann hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Fluglotsen bei der Deutschen Flugsicherung begonnen und damit seinen Traum in die Realität eines Arbeitsplatzes gegossen.  Worauf es also ankommt bei der Berufswahl, brachte Scharkopf mit klaren Worten auf den Punkt: „Richtet die Augen nicht in erster Linie nach vermeintlichen Verdienstmöglichkeiten aus, sondern entscheidet euch für einen Beruf, in dem ihr euch mit Herzblut engagieren könnt.“ Das Angebot am Studien- und Berufsinformationstag sparte auch in diesem Jahr keine Branche aus. Wirtschaft, Handwerk, Handel, Dienstleister, Hochschulen und Verwaltung boten ihre Karrierechancen ebenso an wie der Gesundheits- und Sozialsektor, die Rechtwissenschaften und die Bau- und Planungsbranche. Vertreten waren ebenfalls die Bundesagentur für Arbeit sowie die Bundeswehr.

Die Organisation von Seiten der IVO lag in den Händen von Gabriele Kleen; die Abläufe an der Schule wurden von Studiendirektor Michael Kinstler koordiniert. Mit Stolz gab er am Ende der Begrüßung in der Odenwaldhalle den Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg, was sie nebenan am Gymnasium an diesem Tag erwartete. „Die Vielfalt des Angebotes an Vorträgen und damit von vorgestellten Berufsbildern, ist übrigens in dieser Ausprägung ein Novum und in dieser Form im Odenwald einzigartig und auch noch im Umkreis von 100 Kilometern nicht zu finden.“ Wie aufwändig und arbeitsintensiv der kostenlose Service der IVO ist, unterstrich der zweite Vorsitzende Heinz-Peter Aulbach mit den Worten: „Bis zur letzten Minute vor dem OSBIT und auch während des Tages galt es immer wieder flexibel auf kurzfristige Anforderungen zu reagieren. Das ist nur mit so einem über die Jahre gewachsenen Team möglich. “

Bildunterschrift:

Von Links: Rudolf Burjanko (IVO), Lukas Scharkopf (Podiumsteilnehmer), Gabriele Kleen (Projektleitung Osbit), Joel Barleben (Podiumsteilnehmer), Catharina Bäcker (Moderation), Franziska Helmstetter (Podiumsteilnehmerin), Kemal Civil (Podiumsteilnehmer), Michael Kinstler und Richard Knapp (beide Gymnasium). Foto: Heinz-Peter Aulbach (IVO)

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Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 10.11.2022

Reger Austausch beim IVO Businesstreff mit Experten aus der Region

Aus der Praxis für die Praxis. An diesem Anspruch will die Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) ihr Veranstaltungsformat messen lassen, das zum Ziel hat, spezialisiertes Wissen einzelner Mitglieder anderen in der Runde unkompliziert und unmittelbar zukommen zu lassen. Die Einladungen dafür firmieren unter der Überschrift Businesstreff. Die jüngste Veranstaltung, an der drei Dutzend Gäste aus der heimischen Wirtschaft teilgenommen haben, fand am Mittwoch in den Gastraum des Sudhauses der Brauerei Schmucker in Ober-Mossau. statt.

Damit war die maximale Obergrenze auch erreicht, die dem Format guttue, ließ Vorsitzender Rudolf Burjanko in seiner Begrüßung wissen. Denn neben den beiden Fachvorträgen soll ausreichend Zeit und Raum bleiben für den anschließenden persönlichen Austausch in überschaubarer Runde, zu dem an diesem Abend Kostproben der führenden Odenwälder Biermarke ebenso wenig fehlen durften wie appetitstillende Handreichungen. In beiden Vorträgen drehte sich alles um Energiegewinnung und -einsparung. Best Practices, so Rudolf Burjanko, die zum einen von einem Experten auf dem Gebiet der grünen Technologie und Nachhaltigkeit thematisiert, zum anderen vom Geschäftsführer des gastgebenden Unternehmens anhand eines aktuellen Projekts vorgestellt wurden. Willy Schmidt skizzierte den Hergang eines beantragten Solarparks, der auf einer firmeneigenen Freifläche am Waldrand oberhalb der Kläranlage entstehen soll.

Die Fotovoltaikanlage mit einer installierten Leistung von 749 Kilowatt-Peak soll nach ihrer Inbetriebnahme Anfang März 2023 bis zu einem Drittel des jährlichen Strombedarfs decken, den Willy Schmidt mit einer Million Kilowattstunden angab. Der in diesen Tagen eingegangenen Baugenehmigung seien etliche Monate an Planungs-, Antrags- und Prüfungsarbeiten vorausgegangen, die auch eine Änderung des Flächennutzungsplans erforderlich gemacht habe. Ausdrücklich bedankte Willy Schmidt sich bei der Gemeinde Mossautal für deren Unterstützung. Diese Investition in Höhe von rund 800 000 Euro stehe für eine Reihe von Aktivitäten, die Schmucker in den Jahren der Pandemie und darüber hinaus unternommen habe, so Willy Schmidt. Trotz eines fast schon permanenten Krisenmanagements sei Schmucker in keiner Weise gefährdet, machte der Geschäftsführer deutlich. Innerhalb der Paulaner-Gruppe habe der Odenwälder Standort seine Stärken in Bezug auf Abfüllaufgaben ausbauen können. Auf den Weg gebracht werde außerdem derzeit ein neuer Markenauftritt der Schmucker Bio-Biere, dem „ersten 0,0 Prozent-Bier in Bio-Qualität auf dem deutschen Markt“. 

Wie durch den Einsatz grüner Technologien in ökologischer, wie in ökonomischer Sicht Nachhaltigkeit praktiziert werden kann, zählt zu den Topthemen von Claus Lau. Der Diplom-Ingenieur gibt seine langjährigen Berufserfahrungen, darunter zuletzt für die Bosch-Gruppe, als selbstständiger Berater unter dem Namen „Lau Smart Business Excellence“ weiter. Seit April ist der Fachmann für digitale Transformation auch ehrenamtlicher Geschäftsführer der IVO. In seinem Vortrag zum Thema „Wie schaffen wir den Weg aus der Klimakrise?“ skizzierte er nicht nur die Ausmaße der Klimaveränderungen, sondern überzeugte auch mit praktischen Vorschlägen, wie schnelles Handeln zum Gebot der Stunde werden kann. Was ihn dazu antreibe, sei neben seinem Fachwissen auch die persönliche Rolle als Großvater, der sich für eine „enkelfähige Zukunft“ stark mache.

Den Fokus seiner Betrachtungen legte er nicht allein auf den stärkeren Einsatz erneuerbarer Energien und bekannter Einspartechniken. An konkreten Beispielen rechnete er vor, wie Unternehmen Energie einsparen können, wenn sie dafür offen sind, ihren Maschinenpark auf seinen Energiebedarf hin zu überprüfen. Hierfür bedürfe es einer Maschinenzustandserfassung durch den Einsatz digitaler Überwachungstechniken. Besonders dabei in den Blick nahm er die Anschlussleistung einer Maschine, wenn diese zu Arbeitsbeginn „hochgefahren“ werde. „Wir müssen runter kommen von den Spitzenlasten“, so Claus Lau. Gelingen und darüber Energie sparen lasse sich dieses Vorgehen durch die Ermittlung der Wertstromaufnahme (Energy Maping), was in der Praxis bedeute, besonders energieintensive Maschinen zeitversetzt zum Anlaufen zu bringen. „Besonders Großverbraucher werden den Einspareffekt durch versetztes Hochfahren feststellen“, plädierte der Fachmann für einen anderen Umgang mit dem Thema. Claus Lau beendete seinen Vortrag mit dem Hinweis: Auch in einer zunehmend von digitalisierten Prozessen gesteuerten Wirtschaft werde der Mensch seine vorherrschende Rolle nicht fürchten müssen. Diesen bezeichnete er als Erfolgsfaktor, was bedeute, stärker in die Weiterbildung zu investieren.

In Anbetracht der dramatischen Veränderungen sei die Politik auf mehreren Feldern dringend gefordert, schloss Rudolf Burjanko den Businesstreff mit einer kurzen Bestandsaufnahme. Unternehmen gab er in Bezug auf den Fachkräftemangel mit auf den Weg, der Öffentlichkeit und Bewerbern gegenüber deutlicher zu werden in Bezug auf ihren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit.

Bildunterschrift:

Von links: Claus Lau, Willy Schmidt, Rudolf Burjanko (IVO-Vorsitzender) und Heinz-Peter Aulbach (stellvertretender Vorsitzender)


Veröffentlicht: 12.10.2022

Business-Treff beleuchtet aktuelle Themen

Am Puls der Zeit dranbleiben heißt für die IVO, nicht nur Probleme beim Namen zu benennen, sondern auch nach Lösungen zu suchen. Gefragt sind dabei auch neue Wege, um mit „Dauerbrennern“ unserer Zeit besser umgehen zu können. Der Business-Treff der IVO versteht sich als innovative Plattform, als Thinktank im besten Sinne. So zu verstehen war die Einladung, die zum Business-Treff in die Räume des neuen Stadtmuseums von Michelstadt am 22. September ausgesprochen wurde.

In ihrem Vortrag zum Thema „Das Gehirn der digitalen Arbeitswelt“ ist die Wissenschaftsjournalistin und Neurowissenschaftlerin Dr. Stefanie Uhrig von solchen Fragen ausgegangen: Warum sind Videokonferenzen eigentlich oft so anstrengend? Wie können wir diese sogenannte „Zoom“-Fatigue vermeiden? Und was macht das lange Sitzen vor Bildschirmen mit unserem Gehirn? Dazu ihre Antworten: Tatsächlich sind auch persönliche soziale Interaktionen eine große Herausforderung für das Gehirn, denn wir müssen ständig viele Signale empfangen, interpretieren und in Kontext setzen. Digital fehlen einige dieser Informationen, andere kommen dazu. Außerdem bestimmen verschiedenste Faktoren von der Technik über organisatorische Fragen – etwa, wie oft online-Meetings stattfinden - und persönliche Stärken und Vorlieben bis hin zu unserer Umgebung und der allgemeinen gesellschaftlichen Lage, wie sich die digitalen Treffen für uns anfühlen. Kennen wir diese Faktoren, können wir die Meetings entspannter gestalten und so auch produktiver machen. Entscheidend bei der Nutzung digitaler Möglichkeiten ist zudem die Dosis: Sie kann nützlich sein, wir sollten aber auch genug Zeit offline verbringen, um Probleme wie Aufmerksamkeitsstörungen, Schlafprobleme und soziale Isolation zu vermeiden. Richtig eingesetzt können digitale Medien das Gehirn sogar trainieren und bei psychischen Problemen helfen.

Ein zweiter Beitrag stand unter dem Motto „Vielfalt als Schlüssel zur Überwindung des Fachkräftemangels“. Im Rahmen ihres Vortrags ging Bridget Rug, Trainerin für Unternehmenskultur mit Schwerpunkten in den Bereichen Diversity, Agilität und Employee Engagement und Inhaberin von Kulturhoch4, auf die verschiedensten Facetten von Vielfalt ein. Nach einer inhaltlichen Einordnung erläuterte Bridget Rug zunächst einige Gründe, die zum Scheitern von D&I-Initiativen führen können. Im Anschluss legte sie dar, warum es sich für Unternehmen lohnt, auf Diversity & Inclusion zu setzen und welche Attribute erfolgreiche Vielfaltsinitiativen aufweisen. Dabei verwies sie u.a. auf Best Practice Standards aus ihrer Trainertätigkeit. Sie beendete ihre Präsentation mit konkreten Empfehlungen zur Umsetzung und beantwortete zum Abschluss einige Fragen aus dem Publikum. „In Sachen Fachkräftegewinnung und -bindung steht und fällt vieles mit der Attraktivität der Arbeitgebermarke. Das Fundament bildet dabei eine offene Unternehmenskultur mit starken, gelebten Werten. Ein weiteres zentrales Element ist die Persönlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die allzu oft unberücksichtigt bleibt. Wenn es gelingt, diese beiden Aspekte zu verbinden, ist ein wichtiger Schritt mit Blick auf die Überwindung des Fachkräftemangels getan,“ so Bridget Rug.

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Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 10.10.2022

Spannende Blicke in die Zukunft der digitalisierten Welt

„Was die Zukunft anbelangt, so haben wir nicht die Aufgabe, sie vorherzusehen, sondern sie zu ermöglichen.“ Was hat dieses Zitat von Antoine de Saint-Exupéry mit dem Lern- und Forschungszentrum Odenwald (kurz: LeFoO) zu tun, das vor etwas mehr als zwei Jahren am Beruflichen Schulzentrum seine Tätigkeit aufgenommen hat? Wer im A-Bau dem Treppenaufgang bis in das dritte Obergeschoss folgt, betritt Räume, die zu verstehen geben, weshalb das LeFoO die Worte des 1944 verstorbenen französischen Schriftstellers zum Slogan erklärt hat. Weder an wissenshungrigen Schülern noch an Besucherinteresse mangelt es an diesem Ort der „digitalen Transformation“.

Mit dieser zutreffenden Beschreibung hatte zuletzt die Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) ihre Mitglieder für Donnerstag, 14. Juli 2022, zum Businesstreff eingeladen. Der Vorsitzende Rudolf Burjanko und sein Stellvertreter Heinz-Peter Aulbach hatten nicht zu viel versprochen, als sie zum Vergleich die Veränderungsprozesse in der Arbeitswelt und Gesellschaft mit der industriellen Revolution im letzten Jahrhundert herangezogen haben. Wer im Dachgeschoss des A-Baus von Raum zu Raum geht, findet in gebündelter Form digitale Techniken vor, wie sie bereits in der Industrie in bestimmten Fertigungszweigen Einzug gehalten haben und nach und nach alle Branchen erobert. Die Rede ist von den Technologieschwerpunkten Robotics und Digitalisierung (Bauen und Programmieren), 3D-Druck, 3D-Scan, CAD, Lasercutting (Konstruieren und Produzieren) und Virtual and Augmented Reality (Gestalten und Visualisieren). Dem entsprechend groß sei das Interesse nicht nur bei jungen Menschen, für die das Lern- und Forschungszentrum eingerichtet wurde, stellte Projektleiter Thorsten Wohlgemuth vor.

„Mit dem LeFoO sprechen wir junge Leute an, auszuprobieren, wie die digitale Welt und Technik funktionieren und wozu sie eingesetzt werden kann“, erklärte BSO-Schulleiter Wilfried Schulz. Kein anderer Schulstandort im Bezirk der IHK Darmstadt, die vor Jahren den Anstoß zur Implementierung der sogenannten MINT-Zentren (Die Abkürzung steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) in jedem Landkreis gegeben hatte, hat eine vergleichbare Entwicklung hinlegen können wie das LeFoO. Zum Erfolg beigetragen haben annähernd 20 Unterstützer, angefangen von Geldgebern wie der Europäischen Union und dem Odenwaldkreis, namhafte Universitäten und Hochschulen, global agierende Unternehmen, die im Odenwald zuhause sind, sowie Kreditinstitute und öffentliche Träger.

Wie viele Gäste vor ihnen, nahmen auch die IVO-Mitglieder die Gelegenheit wahr, zusätzlich zu den Erläuterungen die Funktionsweise von VR- und AR-Brillen (Virtuell and Augmented Reality = virtuelle und erweiterte Realitäten) persönlich auszuprobieren. Beeindruckt von den Möglichkeiten waren zuletzt auch 15 Studenten der Fachrichtung Produktdesign von der Brüder Grimm Berufsakademie Hanau, die Ende Juni gemeinsam mit ihrem Dekan einen Arbeitstag im LeFoO verbracht haben. An diesem Beispiel verdeutlichte Wohlgemuth, dass das außergewöhnlich hohe Niveau einem Alleinstellungsmerkmal entspreche und dazu führt, dass „wir damit die jungen Menschen in den Odenwald holen, wo es doch in aller Regel bisher umgekehrt gelaufen ist“. Auch beim Boys- and Girls-Day im April waren die 15 Plätze schon früh vergeben. Angemeldet hatten sich ausschließlich junge Frauen, darunter etliche mit Wohnsitz außerhalb des Landkreises. Keine Frage: Darin waren sich Unternehmer und die Vertreter der Bildungseinrichtung einig: „Hier werden virtuelle Brillen von jungen Leuten nicht nur zum Spaß aufgesetzt, sondern von den Fachkräften von morgen.“ Und dies nicht nur von wenigen, wie Wohlgemuth die Nachfrage bezifferte. Mit 250 Teilnehmern sei das Jahresziel von 2022 fast schon im ersten Halbjahr erreicht worden. Wie individuell und kreativ ans Werk gegangen werden kann, zeigte das Ergebnis einer Abschlussarbeit von drei Schülern der Fachschule für Holztechnik. Ihr mit einem Gehäuse aus Holz ausgestatteter Laptop mündete in eine Einladung, das Produkt auf der Europäischen Fachmesse für Maschinentechnologie und Fertigungsbedarf, der Holz-Handwerk 2022, in Nürnberg vorzustellen. Eine andere Gruppe von Schülern mit den technischen Möglichkeiten des LeFoO einen virtuell begehbaren Schlafraum erstellt, wie dieser für die gerade im Bau befindlichen Kindertagesstätte in Seckmauern vorgesehen ist.

Ferienkurse

Das LeFoO legt auch während der Sommerferien keine Pause ein, sondern hält ein Kursangebot vor, das sich auf fünf Tage erstreckt. An den ersten drei Tagen, von Montag, 1., bis Mittwoch, 3. August, werden drei Gruppen zu je maximal zehn Teilnehmern gebildet, die sich im täglichen Wechsel mit den Technologieschwerpunkten Robotics und Digitalisierung, 3D-Druck, 3D-Scan, CAD, Lasercutting und Virtual and Augmented Reality beschäftigen. Auf die Einführung folgt in den beiden darauffolgenden Tagen (Donnerstag und Freitag, 4., und 5. August) das Angebot an jeden einzelnen Teilnehmer, durch eine Vertiefung sich in einem der drei Schwerpunkte persönlich weiterzubilden. Die täglichen Kurszeiten bewegen sich zwischen 9 und 14 Uhr. Ziel der Kurse ist es, neben dem Erwerb von Grundwissen; beispielsweise beim Berufseinstieg, den spielerischen Umgang mit komplexen Technologien und Software zu erlernen sowie der Anspruch, erlerntes Wissen in die Praxis umzusetzen. Bei den Kursen handelt es sich um ein begrenztes sowie kostenfreies Angebot. Teilnehmen kann, wer mindestens die Jahrgangsstufe 5 besucht. Die Anmeldung erfolgt online über die Website www.lefoo.de.

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Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 18.07.2022

IVO mit dabei beim Antritts- und ersten Unternehmensbesuch im Odenwald

Wie ist die Odenwälder Wirtschaft durch die Coronakrise gekommen? Wie ist sie heute aufgestellt angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels, der Lieferkettenprobleme, der Teuerungsrate und der unsicheren Lage und Entwicklung auf dem Weltmarkt? Was beschäftigt Industrie, Handel und Dienstleister in der Region schon länger; wo will es einfach nicht vorangehen? Diese Fragen stehen stellvertretend für die vielen Antworten und Anregungen, die am Freitag Repräsentanten der heimischen Wirtschaft dem neuen hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU) bei seinem Antrittsbesuch im Odenwaldkreis mit auf den Weg gaben. Für den intensiven Meinungsaustausch, der im Gewerbepark Hüttenwerk stattgefunden hat, nahm der Gast aus Wiesbaden sich mehr als zwei Stunden Zeit.

Für die Staatskanzlei machte der Besuch den Anfang für einen „Zukunftsdialog mit der Industrie“, der seinen Fokus auf Klimaschutz und zukunftsorientierte Regionalentwicklung richte, hieß es in dazu in einer begleitenden Meldung. Es war der erste Unternehmensbesuch des Ministerpräsidenten seit seinem Amtsantritt. Der Besuchskontakt war über die Michelstädter CDU-Landtagsabgeordnete Sandra Funken geknüpft worden, die ihrerseits die Details des umfangreichen Programms mit dem Mitgründer und Mitinhaber des Gewerbeparks, Christian Mühlhäuser, abstimmte. Dabei herausgekommen waren vier Firmenvorstellungen beziehungsweise -besichtigungen, die um Präsentationen des Gewerbeparks, des Bildungsstandorts Odenwaldkreis und der ehrenamtlichen Arbeit der Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) ergänzt wurden. Zu Beginn stellte Mühlhäuser den geladenen Gästen die wichtigsten Stationen der über 450 Jahre alten Geschichte des Standorts von der Eisenverhüttung bis zum Gewerbepark vor. „Es ist dem großen Engagement vieler Menschen zu verdanken, was zu diesem Erfolg geführt hat“, so Mühlhäuser.

Nach der Schließung der Howardwerke im Michelstädter Stadtteil Asselbrunn war es das Event-Lokal Hüttenwerk, das mit seinem ersten Konzert im September 2003 den Grundstein legte für den heute an dieser Stelle vorhandenen Branchenmix aus 15 Unternehmen. Dieser reicht vom klassischen Handwerk bis zum spezialisierten Produzenten und Zulieferer für die Großindustrie und stellt zusammen rund 160 Arbeitsplätze. Wie es der Unterhaltungs- und Eventbranche während der Corona-Pandemie ergangen ist, schilderte Michaela Tischler vom Event-Lokal: „Es ging von Hundert auf null runter.“ Überleben konnte ihr Unternehmen nur dank der staatlichen Hilfen, doch heute, wo alle wieder feiern und Veranstaltungen durchführen wollten, fehle es an qualifizierten Kräften. Ihre eindringliche Bitte an den Gast, bei weiter steigenden Infektionszahlen nicht alles noch einmal durchmachen zu müssen, kam beim Ministerpräsidenten an. Rhein versicherte, man werde „alles daransetzen, dass es keinen Lockdown mehr gibt. Wir sind dabei zu lernen, mit dem Virus und der Krankheit umzugehen“. Die Einhaltung von Abstandsregeln und eine Wiedereinführung der Maskenpflicht wollte er allerdings nicht ausschließen.

Rhein weiter: „Weltweite Krisen wie die Corona-Pandemie und der Ausbruch des Ukraine-Kriegs bürden nicht nur Bürgern, sondern auch Unternehmen zusätzliche Belastungen auf. Daraus resultieren kurz- und mittelfristig Transformationsprozesse, die wir als Landesregierung im stetigen Dialog mit den Unternehmen intensiv begleitend unterstützen werden.“ Das Land habe die Verpflichtung, für Wohlstand, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Innovationskraft auch in ländlichen Regionen einzustehen und dabei den Klimaschutz nicht aus den Augen zu verlieren. Während der Gespräche und Besichtigungen zeigte Rhein sich beeindruckt von der Leistungsfähigkeit und dem Zusammenhalt der Unternehmen. Auch dies hörten die Gastgeber gerne: „Dieser Standort kann vorbildlich für andere Landkreise sein.“

Für die IVO stellte der Vorsitzende Rudolf Burjanko die Stärken der regionalen Wirtschaft heraus. Die Bruttowertschöpfung im Landkreis werde mit nahezu 95 Prozent vom produzierenden Gewerbe sowie der Dienstleistungsbranche erbracht. Als „Brennpunkte“ machten Burjanko, Mühlhäuser und Firmeninhaber Stephan Koziol Schwächen in der Infrastruktur (am Beispiel von überlasteten Abschnitten entlang der Bundesstraßen 38 und 45), den Ausbildungsmarkt sowie eine ihrer Ansicht nach zu geringe Wahrnehmung der Leistungsfähigkeit der Odenwälder Wirtschaft in den Ballungsräumen fest. Auf das Problem schwindender Berufsschülerzahlen am Michelstädter Standort machte Wilfried Schulz vom Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis aufmerksam. In seiner Kurzpräsentation stellte der Schulleiter auch das neue Studienangebot in Internationaler Betriebswirtschaftslehre und das Lern- und Forschungszentrum vor. Der Besuch führte zur Besichtigung der neuen Fertigungsstraßen in der in diesem Jahr in Betrieb genommenen Fertigungshalle der Odenwälder Faserplattenwerke GmbH (OWA). Geschäftsführer Maximilian von Funck stellte die umwelt- und ressourcenschonende Produktion von Deckensystemen vor. Der Rundgang endete mit der Vorstellung der Almit GmbH durch den Firmengründer und -leiter Michael Mendel, der sein Unternehmen über Jahrzehnte hinweg zu einem führenden Anbieter von Lötdrähten und bleifreien Lötpasten entwickelt hat.


Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 08.07.2022

Die Vorbereitungen für den Odenwälder Studien- und Berufsinformationstag (OSBIT) sind bereits im Gange, damit am 10. November wieder mehr als 400 Schülerinnen und Schüler der Q1-Jahrgangsstufen von allen vier gymnasialen Oberstufen des Odenwaldkreises sich aus erster Hand über ihre Berufs- und Karrierechancen informieren können.

„Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen den Unternehmen in der Region und den Schulen, weshalb wir auch das ganze Jahr über fortlaufend die Kontakte knüpfen, begleiten und auf mehreren Feldern zur Sicherung des Fachkräftebedarfs unterwegs sind“, ergänzt der Vorsitzende der Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO), Rudolf Burjanko. Die IVO, die ihren Sitz in Michelstadt hat, richtet diese einmalige Kontaktbörse in diesem Jahr zum 18. Mal aus. Bei der ganztägigen Veranstaltung am Gymnasium in Michelstadt werden wieder über 40 Unternehmen aus der Region und darüber hinaus erwartet. Aktuell läuft eine andere Kampagne, die den Blick auf das neue Ausbildungsjahr richtet: die Ausbildungsbörse und Angebote für Schülerpraktikas für das Ausbildungsjahr 2022/23, die über den Onlineauftritt der IVO (www.ivo.de) eingesehen werden können.  „Um das vielfältige Ausbildungsangebote, das den jungen Menschen in der Region zur Verfügung steht, am besten abbilden zu können, können auch Unternehmen daran teilnehmen, die der IVO nicht angehören“, fügt Burjanko hinzu. Die Datenbanken für die Ausbildungsbörse als auch der Angebote für Schülerpraktikumsplätze sind gegliedert nach den Branchen kaufmännischer Bereich, technischer Bereich, Gesundheit und Pflege, Handwerk und andere. Die IVO hat die Unternehmen in der Region zur Teilnahme aufgerufen. „Die gebotenen Möglichkeiten gehen weit über die Nennung der bereit gestellten Praktikums- und Ausbildungsplätze hinaus“, so Burjanko weiter. Die Unternehmen können Kontaktpersonen angeben, mit denen Interessenten sich in Verbindung setzen können. Ferner besteht die Möglichkeit, eine Verlinkung auf firmeneigene Seiten vornehmen. Die Idee dahinter ist dieselbe wie beim OSBIT: Gesteigert wird damit die persönliche Kontaktaufnahme, was von beiden Seiten begrüßt wird.  Für den interessierten Nachwuchs lohnt sich der Blick auf die Online-Börsen auch aus anderen Gründen. Dank etlicher Verlinkungen dient diese zusätzlich dafür, um sich einen größeren Überblick zu verschaffen. Die Verknüpfungen führen zur Jobbörse der Arbeitsagentur, zur Lehrstellenbörse der IHK, zur Ausbildungs- und Praktikumsbörse der Handwerkskammer und auf die Ausbildungs-App des Unternehmerverbands Südhessen. Vorgesehen ist auch, im nächsten Jahr Plätze für den Girls Day und Boys Day aufzunehmen. 

INFO

Die Ausbildungsbörse der IVO steht im Internet unter www.ausbildung-odw.de und kann auch über den Webauftritt www.ivo-odw.de unter dem Button „Ausbildungsbörse“ aufgerufen werden. Wie Unternehmen ihre Angebote einstellen können, wird unter dem Button „Information für Firmen“ erklärt.

Bildunterschrift: Die IVO hat ihre Ausbildungsbörse www.ausbildung-odw.de aktualisiert (Foto: IVO)


Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 06.07.2022

Am Donnerstag, 21. April 2022, fand die Jahresmitgliederversammlung der Industrievereinigung Odenwaldkreis im Eventlokal Hüttenwerk statt. 70 Jahre plus zwei – auf zusammen 72 Jahre blickt die IVO zurück.

Die zwei steht für die beiden zurückliegenden Jahre, in der es der Odenwälder Unternehmervereinigung nicht anders erging als allen Vereinen und Organisationen, die in erster Linie von der persönlichen Begegnung, dem fachlichen Austausch untereinander und dem unmittelbaren Einsatz für ihre Zielgruppen lebt. Der pandemischen Zwangspause war es geschuldet, dass der Vorsitzende Rudolf Burjanko und sein Stellvertreter und Schatzmeister, Heinz-Peter Aulbach (beide Erbach), gleich zwei Geschäftsjahre Revue passieren ließen. Nach Sitzungsende hatten die Mitglieder die Gelegenheit, das gastgebende Mitgliedsunternehmen Tischler Veranstaltungstechnik näher kennenzulernen und an einer Führung durch den Gewerbepark teilzunehmen. Es folgte ein gemütlicher Austausch mit kleinen Speisen und Getränken.

Sicher, das Jubiläumsjahr hatte die IVO sich anders vorgestellt. Die letzte Versammlung vom September 2020 fand bereits in eingeschränkter Form unter den damals geltenden Hygiene- und Abstandsregeln in einer Halle auf dem früheren Trelleborg-Gelände in Neustadt statt. Und das für November 2021 anberaumte Treffen musste gänzlich abgesagt werden, spannte Burjanko den Bogen um die Berichterstattung der beiden Jahre. Zu Beginn der Versammlung legten die Versammlungsteilnehmer eine Gedenkminute für die Opfer des Ukraine-Kriegs ein. Burjanko berichtete, dass bei einer Spendensammlung über 60 000 Euro für Unternehmen im Ahrtal, die von den Überschwemmungen betroffen waren, zusammengekommen sind.

Bei Enthaltungen von Mitgliedern des Spitzengremiums wurde der Vorstand ohne Gegenstimmen entlastet. Ebenfalls einstimmig fielen die Ergänzungswahlen des Vorstands aus sowie die Benennung von Claus Lau (Groß-Bieberau) zum ehrenamtlichen Geschäftsführer, der auf Christian Mühlhäuser (Michelstadt) folgte. Mit Lau habe man einen „Mann mit höchster Qualität in Sachen Digitalisierung“ für diesen Posten gewinnen können, bedankte Burjanko sich bei dem früheren Bosch-Manager. Dieser stellte sich per Videobeitrag der Versammlung vor; der IVO gehört er mit seinem Beratungsunternehmen Smart Business Excellence an.

Im Rückblick auf die 14 Jahre, die Mühlhäuser den Verein leitete, lenkte der frühere Vorsitzende Jürgen Walther (Bad König) den Fokus auf die Entwicklung, die besonders auf dem Feld der Berufsausbildung zum „Bildungsstandort Odenwald mit dem Schwerpunkt im Bereich Kunststoff und Kautschuk“ Fortschritte erzielen konnte. So sei es gelungen, in Zusammenarbeit mit der Hochschule Darmstadt einen Studiengang Internationale Betriebswirtschaftslehre am Studienstandort Michelstadt zu etablieren. Ebenfalls maßgeblich mitgestaltet habe Mühlhäuser auch den Beitritt des Odenwaldkreises zur Frankfurt RheinMain GmbH, der Wirtschaftsförderung der Region.

„Wir müssen uns Verbündete in der Region suchen und dürfen nicht darauf warten, dass die Metropolregion für uns tätig wird“, forderte Mühlhäuser dazu auf, in den Bemühungen nicht nachzulassen. Beim Thema Verkehrsanbindung sei schließlich am Beispiel der „dringend nötigen Ortsumgehungen“, so Walther, inzwischen auch Bewegung in die Bundesstraße 38 gekommen. Mühlhäuser gehört weiter dem Vorstand an; für weitere Amtszeiten wiedergewählt wurden auch Karl-Heinz Ihrig, Ralf Magerkurth, Torsten Schäfer, Willy Schmidt, Wolfgang Bechthold und Aziz Yüzer. Außerdem wurde der Vereinssitz von Bad König nach Michelstadt verlegt.

In seinem Bericht betonte Burjanko, was nicht zuletzt angesichts der Pandemie und deren negativen Begleiterscheinungen für Geschäftsleute in der Region bedeute: „Mitglied in der IVO zu sein ist von jeher ein Statement für die Wirtschaft und Gesellschaft im Odenwald, weit über den Ansatz eines Businessclubs hinaus. Wirtschaft ist zwar nicht alles, aber alles ist ohne Wirtschaft nichts.“ Wo es sich besonders zu engagieren lohne, machte er an der Bildung und Nachwuchsförderung deutlich: „Ein Verlust von Fachklassen in Richtung Darmstadt oder Offenbach wäre eine Schwächung des Ausbildungsstandorts im Odenwald und ein massiver Anschlag auf die Wirtschaft der Region.“ Wie es, auch unter Pandemiebedingungen, laufen kann und müsse, habe der 17. Odenwälder Berufs- und Informationstag (OSBIT) am 3. November 2021 am Beruflichen Schulzentrum gezeigt.

Über 400 Schülerinnen und Schüler konnten in 65 Einzelvorträgen von 40 Unternehmen einen unmittelbaren Einblick in die Ausbildungs- und Berufswelt in der Region gewinnen und Kontakte knüpfen. Überzeugt vom hohen Qualitätsniveau sei ferner auch das überaus positive Feedback der Teilnehmenden hinsichtlich der Bewertung der Referenten ausgefallen, so Burjanko. Als „aktuelle Brennpunkte“ machte der Vorsitzende die Umsatz- und Absatzhindernisse, Lieferengpässe und hohen Energiekosten, den Stand der Digitalisierung und die Bürokratie fest. Um dem weiter anhaltenden Fachkräftemangel zu begegnen, kündigte er die Bildung eines Fachausschusses an. In einem nächsten Schritt werde die IVO zu einem runden Tisch mit Externen einladen. Text und Fotos: Manfred Giebenhain

Pressebericht als PDF (mit Bildern)
Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 28.04.2022

Industrievereinigung stellt direkten Kontakt zwischen über 40 Unternehmen mit rund 400 Schülerinnen und Schülern her.

Nach der pandemiebedingten Unterbrechung im vorigen Jahr hat unlängst der 17. Odenwälder Studien- und Berufsinformationstag (OSBIT) stattgefunden. Es ist besonders der hervorragenden Zusammenarbeit mit den Unternehmen und dem gastgebenden Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis (BSO) in Michelstadt sowie dem Organisationstalent von Gabriele Kleen (Recruiting & Employer Branding bei Pirelli Deutschland) zu verdanken, dass am 3. November 2021 wieder mehr als 40 Unternehmen ihr Ausbildungsangebot und die Karrierechancen über 400 Schülerinnen und Schülern vorstellen konnten.

Denn daran hat auch die Pandemie nichts geändert: Berufseinsteiger sind so gefragt wie schon lange nicht mehr. Wie schon in den letzten Jahren vor der Pandemie liefen alle Fäden in den Händen von Gabriele Kleen zusammen, die ehrenamtlich für die IVO, in Abstimmung mit dem Vorstand und den Schulen, die OSBIT auf die Beine stellte. Die Referenten stellten in 65 Einzelvorträgen, verteilt auf 17 Räume, Berufsbilder und Karrierechancen ihrer Unternehmen vor und standen den angehenden Abiturienten Rede und Antwort. Diese besuchen derzeit die Q1-Jahrgangsstufen an allen vier gymnasialen Oberstufen des Odenwaldkreises, werden also, wie die stellvertretende BSO-Schulleiterin Bärbel Rühl auf Nachfrage bestätigte, im Sommer 2023 auf den Studien- und Arbeitsmarkt wechseln.

Zu den Merkmalen und Erfolgsfaktoren der OSBIT zähle es, frühzeitig und möglichst umfassend den Blick in die Zukunft zu richten, ergänzte der IVO-Vorsitzende Rudolf Burjanko. Insofern knüpfte die aktuelle OSBIT an die Jahre zuvor an, als „Tag der Chance“, wie Burjanko die direkte Begegnung zwischen Schülerinnen und Schülern einerseits und potenziellen Arbeitgebern und Hochschulträgern andererseits bezeichnete. „Mit der OSBIT stellen wir Odenwälder Firmen und welchen aus den Nachbarregionen eine Plattform zur Darstellung ihrer Leistungsfähigkeit zur Verfügung.“ Einen bemerkenswerten Unterschied zu den Veranstaltungen der Vorjahre gab es aber schon. Die Veranstalter entschieden sich für eine Änderung, die gleich zu Beginn sichtbar wurde, noch bevor die ersten Referenten in den Klassenräumen das Wort ergriffen. Anstelle der seither üblichen Zusammenkunft aller in der Odenwaldhalle erfolgte die Begrüßung per Lautsprecherdurchsage. Damit reagierten IVO und die gastgebende Schule auf die Vorgabe, auf größere Zusammenkünfte auf engem Raum zu verzichten. Den Coronaregeln geschuldet wurden auch alle Teilnehmenden am Vortag getestet.

Lange Zeit sei es keineswegs sicher gewesen, dass die 17. OSBIT in Form einer Präsenzveranstaltung durchgeführt werden könnte, brachte Burjanko es auf den Punkt. Er dankte allen an der Organisation Beteiligten „denn es war in den letzten Monaten ein Auf und Ab, ein Planen und Abwägen, ob das in der Form stattfinden kann“. Darauf dürfe man auch ein bisschen stolz sein; „ich persönlich betrachte die Veranstaltung als Schritt in eine gewisse Normalität“, so Burjanko.

Gemeinsam mit BSO-Schulleiter Wilfried Schulz richtete er seinen Appell an die angehenden Abiturienten, die OSBIT als Einstieg zu verstehen, sich ausführlich mit dem Ausbildungs- und universitären Angebots in der Region auseinanderzusetzen. „Was viele nicht wissen. Hier gibt es Global Player, kleine und mittelständische Firmen, High-Tech Companies bis hin zu hochspezialisierten Dienstleistern. Das Angebot ist attraktiv und vielfältig“, warb Burjanko um eine rege Teilnahme. Wie Björn Denefleh, der am BSO für die Berufsorientierung zuständig ist, und Michael Kinstler, Oberstufenleiter am benachbarten Gymnasium, übereinstimmend bestätigten, handelt es sich beim OSBIT um eine Pflichtveranstaltung an den beteiligten Schulen. Die Schülerinnen und Schüler konnten bereits vor den Herbstferien aus dem umfangreichen Vortragsprogramm ihre Wunschveranstaltungen auswählen und sich zur Teilnahme anmelden. Zusätzlich zu Nachbereitungen an den Schulen werden die Erfahrungen über einen Evaluierungsbogen ermittelt und an die Organisatoren weitergeleitet, so Kinstler.

Auf diesen Weg der Fachkräftegewinnung von morgen machten sich nicht nur die größten Arbeitgeber in der Region wie Merck, Pirelli, Bosch Rexroth, Gesundheitszentrum Odenwaldkreis, Deutsches Rotes Kreuz und die Geldinstitute auf den Weg. Vertreten waren auch öffentliche Arbeitgeber wie die Kreisverwaltung, das Polizeipräsidium Südhessen und das Finanzamt Michelstadt. Für einen universitären Ausbildungsweg warben neben anderen die Hochschule Darmstadt und im Odenwald ansässige Architekturbüros und Anwaltskanzleien. Wer sich über Karrieremöglichkeiten bei der Bundeswehr oder im Gesundheits- oder Sozialwesen informieren wollte, konnte sich ebenfalls Informationen aus erster Hand einholen. Für einen Erstkontakt und darüber hinaus standen Berufsberater der Arbeitsagentur Darmstadt zur Verfügung.

Hinweis zum Bild:

Für die OSBIT aktiv: Gabriele Kleen (links) und vom IVO-Vorstand Heinz-Peter Aulbach (Zweiter von rechts und Rudolf Burjanko (rechts). 
Fotograf: Manfred Giebenhain


Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 08.11.2021

Wohin soll die Reise gehen?
Besser gesagt: Wie rüstet sich die Politik, um den Odenwaldkreis, und insbesondere den Wirtschaftsstandort, für die Zukunft aufzustellen? 

Zu dieser Fragestellung haben die Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) und die IHK Darmstadt den im März mit deutlicher Mehrheit wiedergewählten Landrat Frank Matiaske (55) zu einem Gespräch eingeladen.

Absicht war es, weit über eine Aufzählung der aus Sicht des Kreischefs wichtigsten Zielsetzungen hinauszugehen. An der als Wirtschaftstalk deklarierten Veranstaltung am 27. Oktober 2021 hat ein gutes Dutzend Vertreter und Mitglieder der Gastgeber teilgenommen. Das Geschehen verfolgten weitere Zuschauer aus den Reihen der Odenwälder Wirtschaft über eine Online-Schaltung, was Publikumsfragen möglich machte.

Der Wirtschaftstalk mit dem Landrat fand am Mittwoch im Showroom des Michelstädter Unternehmens LY Holding statt; ein ansprechender Ort, auf den die Wahl nicht zuletzt auch der starken Datenleitungen wegen gefallen war. Die Hybridveranstaltung wurde aufgezeichnet und wird im Nachgang auf den jeweiligen Internetseiten der IVO und der IHK veröffentlicht. Als roter Faden des rund 90minütigen Interviews diente das über 500 Seiten starke Kreisentwicklungskonzept 2021, das derzeit den kreispolitischen Gremien zur Diskussion vorliegt; dies mit dem Ziel, „ob und wie diese vorgeschlagenen Zielsetzungen auch politisch festgesetzt werden können und welche Handlungsoptionen umgesetzt werden sollen“, wie es in der Kurzbeschreibung zu dem Planwerk heißt. Im Mittelpunkt der Fragestellungen von Moderator Markus Philipp (Modautal) standen, den Interessen der Gastgeber entsprechend, Themen und Ziele zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landkreises. Flankierend stellte Matiaske sich den Fragen zum demografischen Wandel, zum Fachkräftebedarf, zur Verkehrsinfrastruktur und zum Ausbau des Glasfasernetzes. Zum Einstieg berichtete der im Landratsamt zuständige Planer, Valentin Kuffer, über den Stand der Kreisentwicklung. Trotz seines reichlichen Umfangs erhebe „das Werk keinen Anspruch auf Vollständigkeit“, unterstrich Matiaske in Bezug auf die vom Fragesteller zitierten Kritiken, die seit der Veröffentlichung bekannt geworden seien.

Die Entwicklung des an Einwohnern kleinsten hessischen Landkreises hänge maßgeblich auch am Miteinander mit seinem Umland und insbesondere mit der Metropolregion Rhein-Main zusammen, positionierte Matiaske sich gleich zu Beginn des Gesprächs für eine noch stärkere Beteiligung. Dies sei auch bei der jüngst erfolgten Vernetzung im Gesundheitswesen deutlich geworden. Diese Antwort zielte auch in die Richtung der Fragestellung, was in seiner ersten Amtsperiode nicht zu seiner Zufriedenheit gelaufen sei. Große Sorgen bereite ihm weiterhin die unzureichende Finanzierung des Gesundheitszentrums, so Matiaske, der den Gesetzgeber in der Pflicht sieht, die Krankenhausfinanzierung neu zu regeln. Handlungsbedarf stellte Matiaske auch beim Ausbau der Plätze in der Tagesklinik und Tagespflege sowie im Ausbildungsangebot der kreiseigenen Krankenpflegeschule fest.

Damit war das Gespräch bei nicht weniger bedeutenden Themen wie der demografischen Entwicklung und dem Fachkräftebedarf angekommen. Stark machen will Matiaske sich für bessere Bedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, was ausreichende und der Nachfrage angemessene Angebote in der Kinderbetreuung ebenso wie die Versorgung von pflegebedürftigen Angehörigen einbeziehe. An dieser Stelle warb der IVO-Vorsitzende Rudolf Burjanko dafür, mehr in die berufliche Wiedereingliederung und Nachqualifizierung von Frauen zu investieren, um deren Erwerbschancen ebenso zu verbessern wie dem Mangel an Fachkräften zu begegnen. Als weitere Zielgruppe machte Matiaske ausländische Neubürger aus, für die besondere Anstrengungen in der Integration und Qualifizierung unternommen würden. Schließlich richtete der Kreischef an die große Zahl der beruflichen Auspendler einen Appell, sich das breit gefächerte Arbeitsplatzangebot der heimischen Wirtschaft anzusehen Nicht zuletzt durch kürzere Fahrtzeiten würde dies auch mehr Lebensqualität für die Erwerbstätigen bedeuten.

Darauf angesprochen, unter welches übergeordnete Ziel er seine Anstrengungen einordne, antwortete Matiaske: „Am wichtigsten ist es mir, unseren Kreis als lebenswert zu erhalten. Mit jeder verhinderten Schließung, ob dies ein Gasthaus oder ein Geschäft betrifft, wird die Lebensqualität gestärkt.“ Für mehr Gewerbeflächen machte sich Daniel Theobald stark, der in der IHK verantwortlich zeichnet für die Standortpolitik. Es genüge auf Dauer nicht, nur den Bestand zu sichern, ohne Anwerbungen vorzunehmen. Matiaske stimmte darin überein, dass der Odenwaldkreis ein größeres Potenzial für „grüne Technologien“ besitze als bisher davon Gebrauch gemacht worden sei. Wie weit vorne auf der politischen Agenda die Kreisentwicklung angesiedelt ist, erfuhren die Zuhörer auf die Frage des Moderators nach der Zielvorgabe im alle drei Jahre aktualisierten Prognos-Zukunftsatlas. 2019 landete der Odenwaldkreis im bundesweiten Ranking auf Rang 295. Matiaske möchte mit den seiner Ansicht nach vergleichbaren Nachbarkreisen Neckar-Odenwald und Miltenberg gleichziehen. Diese rangierten zuletzt auf Platz 207 beziehungsweise 238.

Video vom Wirtschafts-Talk: 
https://www.youtube.com/watch?v=OLQPMsDYDuQ

Hinweis zum Bild: Wirtschaftsgespräch mit Landrat Frank Matiaske am 27. Oktober 2021
Fotograf: Arndt Falter

 


Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 08.11.2021

Hat die Pandemie den Mangel an Fachkräften beschleunigt oder reduziert?
In Bezug auf den Odenwaldkreis ist Dr. Christa Larsen vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur an der Goethe-Universität Frankfurt zu einem differenzierten Ergebnis gekommen.

In jedem zweiten Jahr werden die Daten neu erhoben, machte die Wissenschaftlerin zu Beginn ihres Vortrags am Beruflichen Schulzentrum in Michelstadt deutlich. Der Odenwaldkreis war der erste Landkreis in Hessen, der mit dem brandneuen Material von Regio Pro (Regionale Beschäftigungs- und Berufsprognosen) versorgt wurde.

In der Summe habe der Arbeits- und Fachkräfteengpass im Odenwald durch Corona eine leichte Entspannung erfahren, so Larsen. Ohne den Pandemieeffekt wäre in der Siebenjahresbetrachtung (2017 bis 2024) eine Lücke von annähernd 5000 Fachkräften entstanden; tatsächlich sei von einer Lücke von 4170 Beschäftigten bis zum Jahr 2026 auszugehen. Damit zähle der Odenwaldkreis mit einer Fachkräftelücke von zwölf Prozent (anteilig der Gesamtbeschäftigten) zu den Schlusslichtern in Hessen.

Die einzelnen Branchen betrifft es unterschiedlich stark. Mit etwa zehn Prozent komme der größte Sektor, die kunststoffverarbeitende und Kautschuk-Industrie, noch vergleichsweise glimpflich davon. Härter betroffen sei der Bedarf in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik (-13 Prozent), bei den Gebäude- und versorgungstechnischen Berufen (-29) oder in der Gesundheitsbranche (-23) und Altenpflege (-24). Als die stärkste Gruppe unter den Potenzialen zur Fachkräftesicherung machte die Referentin die Frauen aus. Von den 8600 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen sei nur die Hälfte in Vollzeit beschäftigt; als Geringverdienerinnen kämen weitere 3300 hinzu. Als Problem dieser Beschäftigungslücke gegenüber Männern machte sie eine „Lohnlücke“ von 19,7 Prozent aus, womit der Odenwaldkreis den drittschlechtesten Platz unter allen 26 Gebietskörperschaften (Hessen im Durchschnitt 11,9) einnehme. Mit einer Verringerung von gerade mal 1,9 Prozent (Hessen: 4,0) in den Jahren 2012 bis 2018 hinke der kleinste Landkreis in der Entwicklung gar auf dem letzten Platz hinterher.

Larsen räumte auch den älteren Beschäftigten und vor allem Auspendlern weitere Potenziale ein, um den Fachkräftebedarf decken zu können. Mit 56 Prozent suchten derzeit besonders im Bereich Maschinen- und Fahrzeugtechnik mehr als jeder zweite Arbeitnehmer einen Arbeitsplatz auf, der sich außerhalb der Kreisgrenzen befinde. Arbeitgebern, die nach Arzthelferinnen, Fachkräften in der Kranken- und Altenpflege sowie in der Erziehung suchten, empfahl sie, ein ungenutztes Potenzial von 20 bis 27 Prozent anzusprechen, das in der Altersspanne zwischen 50 und 59 Jahren dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehe.

An der Veranstaltung am 7. September nahmen rund 30 Gäste aus Wirtschaft, Verwaltung und Verbänden teil. Eingeladen hatte die Kreisverwaltung; bei der Durchführung traten die IVO und die OREG als Unterstützer auf.


Autor: Manfred Giebenhain
Veröffentlicht: 13.09.2021

Wirtschaftsbeirat der OREG erstellt Bestandsaufnahme und setzt auf Kooperation

Erbach. Wie bewerten Vertreter der Odenwälder Wirtschaft die derzeitige Lage und die möglichen Auswirkungen der Coronakrise für den Wirtschaftsstandort Odenwaldkreis und die heimische Wirtschaft? Mit dieser Fragestellung hat der Vorsitzende des Wirtschaftsbeirats der Odenwald-Regionalgesellschaft mbH (OREG), Jürgen Walther, die Mitglieder des zwölfköpfigen Gremiums um ihre fachliche Einschätzung gebeten. Damit ist die Odenwälder Wirtschaft auch in den Dialog um eine vollumfängliche Bewertung der gesamtgesellschaftlichen Lage eingetreten.

Die Satzung des Wirtschaftsbeirats regelt, dass das ehrenamtlich arbeitende OREGBeratungsgremium vom Vorsitzenden der Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) geführt wird. Mit dieser Rolle wurde Walther von den Mitgliedern der IVO zum ersten Mal vor zehn Jahren betraut. „Die Gesellschaft und die Wirtschaft weltweit befindet sich in einer Situation ungekannter Herausforderungen. Keiner von uns weiß, was noch auf uns zukommt und keiner kann abschätzen, wie sich die Situation entwickelt“, hat Walther seiner Fragestellung vorangestellt. Wie er, begrüßen auch andere namhafte Wirtschaftsvertreter der Region, dass sich in einer zweiten Phase der Krisenbewältigung neben Politiker und Virologen nun auch Fachleute aus Bereichen wie der Ökonomie, Psychiatrie und Psychologie, Agrar- und Sozialwissenschaftler in die Diskussion um weitere Maßnahmen eingebracht und ihre Empfehlungen für einen geordneten Ausstieg aus dem Shutdown abgegeben haben.

Zu den Stärken addiert Walther, dass die OREG und der Bereich Wirtschaftsförderung bereits in einem regen und förderlichen Austausch mit der heimischen Wirtschaft steht und das engmaschig gestrickte Netzwerk sich besonders jetzt in der Krise bewährt. „Das Team rund um Geschäftsführer Marius Schwabe und Gabriele Quanz leisten hervorragende Arbeit. Wir begrüßen es sehr, dass der Wirtschafts-Service mit einer kostenfreien telefonischen Beratungsstelle den Odenwälder Unternehmen bei der Auskunft und Beantragung der Soforthilfen aus den Bundes- und Landesprogrammen tatkräftig zur Seite steht (siehe auch unter www.oreg.de/info-corona/).“

Aus der Rezession darf keine Depression werden

Der Vorstandsprecher der Volksbank Odenwald, Ralf Magerkurth, befürchtet, dass besonders der Mittelstand, die kleinen und mittleren Unternehmen, die Auswirkungen dieser Krise hart zu spüren bekommt. Bundesweit treffe dies vorrangig auf die Gastronomie und Hotellerie und das Reisegewerbe zu, davon können auch Eventagenturen, Kinos, Fitnessunterschätzen sind die Auswirkungen im Prüfungsbereich. Durch die zeitlichen Verschiebungen der Prüfungen müssen eventuell Ausbildungszeiten verlängert werden“, gibt Buschmann zu Bedenken.

Ungerechtigkeiten schnellstmöglich beseitigen

Landrat Frank Matiaske betont, dass es ihm in der derzeitigen Situation wichtig ist, sowohl die Seite der Unternehmen und ihrer Inhaberinnen und Inhaber als auch die der von Kurzarbeit betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Blick zu haben. „Viele machen sich verständlicherweise große Sorgen um die eigene Firma, aber auch darüber, ob der Kredit für das Eigenheim zurückgezahlt werden kann.“ Deshalb sei ein kompetentes Beratungsangebot in allen Bereichen wichtig. Mit Blick auf den „Shutdown“ dringt Matiaske darauf, dass im ersten Schritt Ungerechtigkeiten schnellstmöglich beseitigt werden müssten.

Für den Bereich der Industrie stellt Jürgen Walther als IVO-Vorsitzender fest, dass in dem für den Odenwald prägenden Bereich Kunststoff- und Kautschukverarbeitung sowie Maschinenbau ebenfalls ein differenziertes Bild zu zeichnen ist. Während große Bereiche der Reifenproduktion in der Region weiterhin stillstehen, kommen die Kunststoff-Verarbeiter im Bereich der Medizintechnik mit ihren Kapazitäten kaum nach, den Bedarf zu bedienen. Auch die Plexiglas-Verarbeiter arbeiten zum Teil im Schichtbetrieb, einerseits um die Ansteckungsgefahr unter den Mitarbeitern zu minimieren, andererseits aber auch um der große Nachfrage nach sog. Spuck-Schutzen nachzukommen.

„Schwierig ist es auch für die großen Montagebetriebe, die auf die Lieferung von Komponenten aus Italien oder China angewiesen sind, um ihre Produkte herzustellen. Völlig eingebrochen hingegen sind die Aufträge der Werbeagenturen, der Event- und Messebranche“, ergänzt Walther.


Über 700 Firmen beantragten Kurzarbeitergeld


Die Wirtschaftsvertreter stimmen darin überein, dass bei einer Lockerung der Abschottungsmaßnahmen Risikogruppen besonders berücksichtigt werden müssen. Magerkurth geht fest davon aus, dass es weiterhin erhebliche Verhaltensregeln zu beachten geben wird, was auch auf den normalen Wirtschaftsbetrieb und die Speisegastronomie zutreffen wird. „Großveranstaltungen bleiben problematisch und stehen wohl am Ende der Kette der Normalisierung.“ Die Politik sei gut beraten, den volkswirtschaftlichen Schaden zu begrenzen, damit am Ende die vielen Förderprogramme und die Stabilität des Gesundheitswesens aufrechterhalten werden können.


Eine Ende März von der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar gestartete Blitzumfrage bestätigt, dass in Folge der verhängten Maßnahmen jedes vierte Unternehmen in Südhessen damit rechnet, dass der eigene Umsatz im laufenden Jahr um bis zur Hälfte einbrechen wird. Von einer Insolvenz sehen sich 17 Prozent der Unternehmen bedroht. Mit 709 Firmen (von insgesamt 4014), die bis Ende März Kurzarbeitergeld beantragt haben, ist der Odenwaldkreis überdurchschnittlich stark betroffen (IHK-Bezirk gesamt: 6945 von insgesamt 45 829). Zum Vergleich die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten: IHK-Bezirk 387 790; Odenwaldkreis 27 659. „Im Odenwaldkreis liegt der Anteil der Industriebeschäftigten mit 40 Prozent sogar über dem südhessischen Durchschnitt“, betont Dr. Daniel Theobald, der den


Autor: WIRTSCHAFTSBEIRAT der Odenwald-Regional-Gesellschaft mbH (OREG), Erbach
Veröffentlicht: 16.04.2020